Bayreuth: Der Star steckt im Graben

Beifall für Dirigent Thielemann, Pfiffe für die Regie.

Bayreuth. Der wahre Star der Festspiele ist stundenlang nicht zu sehen. Am Ende, wenn sich die Sänger ihren Applaus schon abgeholt haben, verlässt er den Orchestergraben und tritt fast tänzelnd vor den Vorhang: Christian Thielemann, der in der 101. Festspielsaison den „Holländer“ und den „Tannhäuser“ dirigiert, wird vom Bayreuth-Publikum tief verehrt.

Seine Interpretation der Musik Richard Wagners ist die Konstante am Grünen Hügel. Über die Regie indes wird heftig gestritten, nur Stefan Herheims „Parsifal“, die einzige Premiere dieses Jahres, war umjubelt.

Begeisterndes bei der Deutung der Wagner’schen Gedankenwelt hat es in Bayreuth schon länger nicht gegeben. Entsprechend laut sind die Pfiffe für die Regie — wie für Sebastian Baumgartens „Tannhäuser“.

Der „mystische Abgrund“, der Orchestergraben im Festspielhaus, ist wohl das Wertvollste, was sie hier haben. Junge, aber schon erfolgreiche Dirigenten wie Andris Nelsons („Lohengrin“) und Philippe Jordan („Parsifal“) wollen Bayreuths Nimbus einlösen: dass Wagners Musik nirgendwo besser zu hören ist.

Als neues Bühnen-Traumpaar erstrahlen Klaus Florian Vogt als Schwanenritter und Annette Dasch als Elsa im „Lohengrin“. Wenn sie auftreten, vergisst das Publikum die übergroßen Laborratten, die Regisseur Hans Neuenfels um das Paar schwänzeln lässt. Die Buhs aus dem Publikum lacht er inzwischen weg und verteilt Kusshändchen.

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