Anmut, Kraft und Eleganz

Das weltberühmte Alvin Ailey Dance Theatre präsentiert in Köln eine Show voller getanzter Lebensfreude.

Köln. Die Tanzlegende ist putzmunter: Alvin Aileys Erbe strahlt in alle Welt. 22 Jahre nach dem Tod des schwarzen Tänzers und Choreographen ist das Alvin Ailey American Dance Theatre die international erfolgreichste Kompanie der USA. Nur selten verschlägt es die Modern-Dance-Truppe nach Deutschland. Am Mittwochabend allerdings feiert die weltweit umjubelte Show der Kölner Philharmonie Premiere.

Der Legende nach arbeitete der kleine Ailey noch mit seiner Mutter auf texanischen Baumwollfeldern. Als Jugendlicher folgte er seinem Traum und ging nach Los Angeles und später nach New York, um bei den Großen des Modern Dance wie Martha Graham oder Lester Horton zu studieren.

Es war die Zeit der Rassenunruhen in den USA. Ailey träumte von Freiheit für alle Schwarzen und verstand die Tanzkunst als einen Weg dorthin. Seinen größten Wunsch erfüllte er sich, als er 1958 im Alter von 27 Jahren sein Ensemble gründete, das der afroamerikanischen Tradition wie dem Modern Dance verpflichtet war.

Noch heute steht es für die Ästhetik schwarzer Körper. Noch heute ist es ein Symbol für die Überwindung von Sklaverei und Rassentrennung. Die eine oder andere Choreografie des Meisters wirkt zwar ein wenig gestrig, dennoch vermitteln sie alle seine Botschaft.

Ailey mischte nicht nur die Tanzstile, er integrierte auch das gestische Vokabular von Gospel-Gottesdiensten und prägte so seinen expressiven Stil. Bei ihm waren und sind nicht nur die Tänzer schwarz, sondern auch die Musik. Sie gilt als Ausdruck der afroamerikanischen Identität. Das Repertoire wurde mit der Zeit eleganter und athletischer, zugleich aber auch gefälliger.

Das Alvin Ailey American Dance Theatre hat sich über die Jahre zu einem florierenden Wirtschaftsunternehmen, ja zu einem kleinen Imperium entwickelt. Mitten in Manhattan hat es sich sein eigenes Denkmal errichtet: ein neunstöckiges gläsernes Haus — das größte Tanzzentrum der USA.

In dem 65 Millionen Dollar teuren Joan Weill Center for Dance, benannt nach einer der Millionärsgattinnen, die es mitfinanzierten, wird Talenten eine Profi-Ausbildung mit kombiniertem Universitätsabschluss geboten. Außerdem gibt es Programme für Schulen, Sommercamps für Kinder und ein umfangreiches Kursangebot für die New Yorker Bürger.

5.000 Schülern und Studenten aus aller Welt, darunter mittellosen Kindern, ermöglicht die Alvin Ailey American Dance Foundation Tanzunterricht.

Der neue künstlerische Leiter Robert Battle, ein junger Wilder des Modern Dance, stellt sich in Köln mit den Stücken „Takademie“ und „The Hunt“ vor. „In/Side“ zu Nina Simones Song „Wild is the Wind“ ist ein aufwühlendes Solo. Die größte Begeisterung aber löst nach wie vor Aileys Opus Magnum „Revelations“ („Offenbarung“) aus, das bei jedem Finale zelebriert wird.

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