Alain Platels Hommage an Pina Bausch

Düsseldorf. Sie kommen aus unserer Mitte. Einer nach dem anderen erheben sich Alain Platels neun Tänzer aus dem Zuschauersaal und klettern auf die Bühne im Tanzhaus NRW.

Bis auf die ansehnliche Unterwäsche ziehen sie sich aus. Animalisches Brüllen aus dem Off. Dann legt das berühmte Kollektiv Les Ballets C de la B los - mit einem genialen Ballett des Irrsinns.

Der Blick schräg, der Körper schief, beschnuppern sich Zwei wie junge Hunde, andere tasten einander ab, zaghaft, hungrig. Es muht. Schnell wird klar: Wir haben es mit geistig und körperlich Behinderten zu tun.

Alain Platel ist der Heilpädagoge unter den zeitgenössischen Tanztheatermachern. Er verleiht den Sozialfällen des Lebens Bühnenreife. Angetrieben von Toleranz und Mitgefühl, sucht er seit Jahren nach einer Körpersprache des Unbewussten. Da ist er ganz nah bei Pina Bausch, der der Belgier sein neues Tanzstück "Out of context" gewidmet hat.

Soviel Gutmenschelei wäre unerträglich, gäbe Platel ihr nicht eine so schöne und diesmal auch heitere Form. Der Abend ist mehr als eine Verbeugung vor der von ihm so verehrten Ikone Pina. Ihr zärtlicher Humor, die Individualität der Tänzer und die leise Melancholie - Bauschs Geist weht über seine Bühne.

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