50. Theatertreffen eröffnet: Applaus für „Medea“
Berlin (dpa) - Großer Jubel zum Auftakt des 50. Theatertreffens deutschsprachiger Bühnen in Berlin. Das Schauspiel Frankfurt überzeugt das als besonders kritisch geltende Festivalpublikum mit seiner „Medea“.
Zum Jubiläum ein Auftakt mit Bravour: Das 50. Berliner Theatertreffen startete am Freitagabend mit einer umjubelten Aufführung des Schauspiels Frankfurt. Die Eysoldt-Ring-Preisträgerin Constanze Becker begeisterte Publikum als mörderisch liebende „Medea“. Regisseur Michael Thalheimer - der Spezialist für Klassiker-Verdichtungen - zeigte das antike Drama von Euripides ganz auf die von Leidenschaft, Hass und Verzweiflung getriebenen Gefühle der Titelfigur konzentriert.
Besonders beeindruckend: Becker und ihre Mitspieler agieren auf einer komplett leeren, in tiefstes Schwarz getauchten Bühne, die Olaf Altmann lediglich mit einem verschiebbaren Podest ausgestattet hat. Darauf leidet, tobt und fleht Becker als vom Ehemann hintergangene Frau, die am Ende aus Rache die gemeinsamen Kinder umbringen wird.
„Michael Thalheimer hat den alten Stoff neu befragt“, erklärt Theatertreffen-Leiterin Yvonne Büdenhölzer im Interview die Faszination der Inszenierung. „Im Zentrum stehen die Kernfragen des Menschseins um Liebe, Eifersucht, Hass, Verrat, Rache, Macht“, so Büdenhölzer.
„Mit Constanze Becker sieht man eine Frau, deren Männerhass, Wut und Verletzung so groß ist, dass ihre Mutterliebe versagt. Sie legt ihre Medea als rastlos liebende Schreckens- und Schmerzensfrau an.“ Auch durch die moderne Übersetzung von Peter Krumme werde das Stück in die Gegenwart getragen.
Das Berliner Theatertreffen zeigt bis zum 20. Mai wieder die zehn „bemerkenswertesten“ Inszenierungen der Saison - ausgewählt von einer Jury aus Theaterkritikern. Zu sehen sind Regiearbeiten unter anderem von Luk Perceval, Sebastian Hartmann, Sebastian Baumgarten und Karin Henkel. Die Münchner Kammerspiele und das Schauspiel Köln sind mit je zwei Inszenierungen vertreten.