25 Jahre Schmidts Tivoli auf St. Pauli

Hamburg (dpa) - Sogar der 85-jährige Bill Ramsey ließ es sich nicht nehmen, vom Balkon des Schmidt Theaters „Happy Birthday“ zu singen: Zum 25. Geburtstag des Schmidts Tivoli haben die Theaterchefs Corny Littmann und Norbert Aust am Samstagabend eine schillernde Open-Air-Gala auf der Reeperbahn mit zahlreichen prominenten Gratulanten gefeiert:

25 Jahre Schmidts Tivoli auf St. Pauli
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Panikrocker Udo Lindenberg posierte mit Bürgermeister Olaf Scholz, Diseuse Georgette Dee hauchte „Tanz mit mir“ und „Caveman“ Kristian Bader kam in der Pause seiner Show. „Mit unserer Jubiläumsgala möchten wir uns bei allen Hamburgern für ihre Treue zu unseren Häusern bedanken“, sagte Theaterchef Aust.

25 Jahre Schmidts Tivoli auf St. Pauli
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„Das Schmidts Tivoli ist ein Glücksfall für die Stadt und den Stadtteil und das Publikum sowieso“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Das Theater sei ein Haus für offene Menschen und trage dazu bei, „dass es in Hamburg nicht nur unterhaltsam, sondern auch tolerant zugeht“.

Auf der Bühne begrüßten Corny Littmann und Moderatorin Anke Harnack Gäste wie Georgette Dee, Jane Comerford und Michy Reincke, dazu gab es Ausschnitte aus dem Musical „Heiße Ecke“, das gerade die Zwei-Millionen-Besuchermarke geknackt hat, sowie aus der neuesten Produktion „Cindy Reller“. Stars wie Helge Schneider, die bereits in frühen Jahren auf der Bühne des Tivoli standen, schickten ihre Glückwünsche per Videobotschaft.

Als „Bürgermeisterin von St. Pauli“ begrüßte Dragqueen Olivia Jones die Zuschauer. „Ich bin hier aufgetreten, als sich kein Schwein für mich interessiert hat“, meinte sie amüsiert. „Die Nummern waren so schlecht, dass sie schon wieder gut waren.“ Ex-„Tagesschau“-Sprecher Wilhelm Wieben, der vor 20 Jahren in der Operette „Im Weißen Rössl“ als Kaiser Franz Joseph auf der Bühne stand, sagte: „Das Schmidts Tivoli ist eine kulturelle Bereicherung für Hamburg!“ Und Comedian Johann König stellte fest: „Das Tivoli ist dafür verantwortlich, dass ich kein Lehrer geworden bin. Dafür sollten wir alle dankbar sein.“

Das Schmidts Tivoli gehört mit dem Schmidt Theater und dem Neuzugang Schmidtchen zur Schmidt-Theaterfamilie auf der Reeperbahn. In der frühen Gründerzeit um 1870 gebaut, war hier zunächst ein Biergarten unter freiem Himmel zwischen dem Vorder- und dem Hinterhaus beheimatet. Erst später wurde der Garten überdacht. Es folgten ein Kino und ein Kaffeehaus, von 1925 bis 1990 wurde das Gebäude zum bajuwarisch in weiß-blau dekorierten Amüsier-Tempel namens „Zillertal“. Als Littmann und Aust das Haus 1991 übernahmen, legten sie unter der dunklen Holzvertäfelung goldene Säulen, Wandmalereien und Fresken wieder frei.

Mittlerweile ist das Schmidt mit seinen drei Spielstätten nach eigenen Angaben Deutschlands erfolgreichstes Privattheater: Jährlich besuchen mehr als 400 000 Gäste die unsubventionierten Bühnen.

Das Tivoli mit seinen 620 Plätzen hat sich dabei einen Namen mit selbstproduzierten, deutschsprachigen Musicals gemacht: Der Eröffnungsproduktion „Carmen“ mit Marlene Jaschke in der Titelrolle folgten Hits wie „Im Weißen Rössl“, Musikrevuen wie „Oscar“, „Fifty Fifty“ und „Sixty Sixty“, Musicals wie „Cabaret“ und die Dauerbrenner „Heiße Ecke“ und das Ein-Personenstück „Caveman“. „Der schönste Moment in 25 Jahren Tivoli war für mich der Auftritt von Rio Reiser“, erzählte Littmann in einem Interview. „Als er allein am Klavier saß und gesungen hat. Das war ein sehr persönlicher Moment.“

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