Vom Weltruhm zur Depression
Per Olov Enquist schildert Höhen und Tiefen seines Lebens.
Düsseldorf. Auch an Düsseldorf erinnert sich Per Olov Enquist in seinem autobiographischen Roman. Im Januar 1970 begleitete er den Dramatiker Peter Weiss zur Uraufführung von "Trotzki im Exil" im neuen Schauspielhaus. Linke Aktivisten störten die Generalprobe, weil nicht dulden wollten, dass dieses politische Stück am etablierten Theater "vor den Nerzen" gezeigt wurde. Beobachter Enquist wurde als "Schwein" beschimpft.
Am 23. September wird er 75 Jahre alt und blickt in "Ein anderes Leben" auf politisch und privat bewegte Zeiten zurück. Der Sohn einer allein erziehenden Dorfschullehrererin - sein Vater starb, als er sechs Monate alt war - löste sich schwer aus der liebevoll-frömmelnden Umklammerung.
Zuerst mit Hilfe von Sport: Enquist wurde Champion im Hochsprung, dann Journalist, bevor er als Schriftsteller Weltruhm erlangte. Als er 1970 als Stipendiat in Berlin weilte, schrieb er einen Roman, in dem gerade nicht die brodelnde Rebellion um ihn herum, sondern Sport die Hauptrolle spielte.
Dass das aber sehr wohl mit Politik zu tun hatte, wurde ihm schon 1972 klar, als er bei den olympischen Spielen in München als Journalist hautnah die Geiselnahme der israelischen Mannschaft miterlebte, die so tragisch endete.
Der wohl berühmteste schwedische Autor schrieb politische Essays, Theaterstücke wie "Die Nacht der Tribaden" (über Strindberg und seine Frauen), das weltweit gespielt wurde, sogar am Broadway. Dort fiel es allerdings durch - eine Geschichte, die Enquist wunderbar erzählt.