Unter deutschen Betten geschrubbt

Justyna Polanska ist Polin, Putzfrau und hart im Nehmen. Seit elf Jahren macht sie fremden Dreck weg.

Berlin. Wenn sie vor der Tür steht, stapelt sich das dreckige Geschirr und oft auch die getragene Unterwäsche. Justyna ist Putzfrau und sorgt dafür, dass vom Schlafzimmer bis zur Küche wieder alles blitzblank ist. Was sie dabei sieht, würde so manchem wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben. Die Polin hat ein Buch darüber geschrieben.

Unter dem Pseudonym Justyna Polanska hat sie „Unter deutschen Betten — Eine polnische Putzfrau packt aus“ (Knaur) veröffentlicht. Der Vorname stimmt, sagt die Autorin, „Polanska“ sei aber frei erfunden. Ihren vollen Namen soll niemand erfahren, denn Justyna putzt schwarz. Seit elf Jahren.

Glaubt man der 31-Jährigen, scheint es einigen eher an Schamgefühl als an Geld zu mangeln. Benutzte Tampons, Essensreste und sogar einen toten Hamster — Justyna hat das alles schon unter den Betten ihrer wohlhabenden Arbeitgeber entdeckt. Ihr Buch erinnert vom Prinzip her an den Bestseller aus Frankreich, in dem eine Supermarktkassiererin über ihre Erlebnisse berichtet.

„Der äußere Schein trügt oft“, sagt Justyna, die als Au-pair von Polen nach Deutschland kam. „Ich habe das Bild gehabt, die Deutschen sind sauber und ordentlich.“ Das sei nicht immer der Fall. „Viele haben dicke Autos vor der Tür stehen, aber drinnen sieht es aus wie ein Saustall“, berichtet Justyna. „Bei manchen Kunden finde ich getragene Unterhosen unter dem Tisch.“

Ob sie schon immer Putzfrau werden wollte? Über die Frage ärgert sich Justyna oft. Natürlich habe sie andere Träume gehabt. Sie wollte als Visagistin arbeiten oder studieren. Schrubbengehen ist vielleicht kein Traumjob“, sagt sie, „aber niemand hat die Möglichkeit, das zu sehen, was ich sehe.“

Justyna Polanska: „Unter deutschen Betten“, Knaur, 8,99 Euro.

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