Simon Beckett: Eingeholt von der Vergangenheit

Simon Becketts neuester Krimi beginnt mit einem Zeitsprung.

München. Wer seine Bücher liest, braucht Nerven wie Drahtseile: Der britische Autor Simon Beckett zeigte sich stets als wahrer Meister intelligenter Spannung und unerwarteter Wendungen. Jahrelang hielt sich sein Thriller „Chemie des Todes“ in den Bestseller-Listen. Nun ist sein neues Buch auf den deutschen Markt gekommen. Der Titel: „Verwesung“.

Zum vierten Mal lässt Beckett darin den forensischen Anthropologen David Hunter an der Seite der Polizei ermitteln. Und obwohl Becketts Handschrift unverkennbar ist, unterscheidet sich sein neuer Roman deutlich von den Vorgängern.

Er ist nicht so unheimlich — und auch nicht ganz so spannend. Dafür erlaubt Beckett zum ersten Mal den Blick zurück: In „Verwesung“ wird David Hunter von seiner Vergangenheit eingeholt. „Ich möchte natürlich nicht immer und immer wieder das gleiche Buch schreiben“, sagt Autor Beckett.

Sein viertes Hunter-Buch beginnt mit einem Zeitsprung und einer Mordserie. Drei Mädchen sind verschwunden, als der unheimliche Jerome Monk bei dem Überfall auf ein viertes Opfer gefasst wird und danach die Morde an den anderen Mädchen gesteht. Doch wo die Leichen sind, sagt Monk nicht.

Dann wird in den Sümpfen von Dartmoor die Leiche von Tina Williams gefunden. Hunter wird zum Tatort gerufen, aber der Einsatz geht schief. Acht Jahre später bricht Monk aus dem Gefängnis aus und macht Jagd auf alle, die damals bei der missglückten Mission dabei waren.

„Verwesung“ wäre kein Beckett-Krimi, wäre er nicht spannend bis zur letzten Minute. Und trotzdem vermag er nicht ganz so zu fesseln wie die Vorgänger „Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ oder „Leichenblässe“.

Die Stimmung ist weniger düster, die Auflösung nicht ganz so überraschend. Dennoch erzählt Beckett eine gute Geschichte und lässt seine Leser näher an ihren Helden Hunter heran. Bis zum vierten Band wissen Beckett-Fans nur, dass Hunter seine Frau und seine kleine Tochter verloren hat. Im neuen Buch erfahren sie, auf welche Weise das geschehen ist.

Viele Leser hatten den Wunsch, mehr über Hunter zu erfahren, sagt Beckett. Aber: „Es ist ja immer so, dass Menschen, die man kennenlernt, ein Leben vor diesem Kennenlernen haben. Und ich sehe keinen Grund, warum das in der Literatur anders sein sollte.“

Simon Beckett: Verwesung. 448 Seiten, Wunderlich Verlag, 22,95 Euro.

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