Salman Rushdie sorgt für Wirbel in Indien

Neu Delhi (dpa) - Auch nach Absage seiner Teilnahme an einem wichtigen Literaturfest sorgt der umstrittene Schriftsteller Salman Rushdie in Indien für Wirbel.

Aus Sicherheitsgründen sahen sich die Organisatoren des populären Festivals in der nordwestindischen Stadt Jaipur am Dienstag gezwungen, auch eine Video-Diskussion mit Rushdie in London zu streichen. Der Autor hatte seine Teilnahme abgesagt, nachdem indische Behörden ihn über angebliche Morddrohungen informiert hatten. An der Echtheit der Warnungen waren anschließend allerdings Zweifel aufgekommen.

Ausgelöst hatte den seit Tagen eskalierenden Streit um Rushdies Teilnahme an dem Fest die einflussreiche islamische Hochschule Darul-Uloom-Deoband. Sie hatte die Regierung aufgefordert, dem indischstämmigen Autor die Einreise zu verweigern. Vor einer wichtigen Regionalwahl hatten sich auch politische Parteien der Forderung angeschlossen. Muslime kritisieren Rushdies Roman „Die satanischen Verse“ als blasphemisch.

Der Besitzer des Palastes, in dem das Literaturfest in Jaipur bis Dienstag stattfand, sagte vor der geplanten Video-Konferenz mit Rushdie, laut Polizei seien Gegner des Autors auf dem Weg zum Veranstaltungsort. Die Organisatoren sahen daraufhin keine Alternative, als die Video-Diskussion zum Schutz von Tausenden Anwesenden abzusagen.

„Wir wurden mit dem Rücken an die Wand gedrückt“, sagte Sanjoy Roy vom Organisationskomitee. „Wir sind gezwungen, nachzugeben in unserem Kampf für die Meinungsfreiheit, die Freiheit des Schreibens, die Freiheit, unsere Geschichten zu erzählen.“ Beobachter sahen einen Zusammenhang des Streits um Rushdie mit der bevorstehenden Wahl im bevölkerungsreichsten indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Dort hängen 19 Prozent der Einwohner dem Islam an.

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