Räuber Hotzenplotz ist bei Kindern aus der ganzen Welt

Weil seine Leser quengelten, hat Kinderbuchautor Otfried Preußler den Räuber Hotzenplotz in Serie geschickt. Eine Erfolgsgeschichte.

Stuttgart. Er wird nicht grau, der struppige schwarze Bart unter der „schrecklichen Hakennase“. Seit 50 Jahren rauscht die Zeit an Räuber Hotzenplotz vorbei, während er Omas Kaffeemühle raubt oder andere Frechheiten ersinnt. Damals wie heute lieben Kinder die Scharmützel zwischen ihm und dem schlauen Kasperl. Chancen hat der kindgerechte Bösewicht dabei eigentlich nie. Das Gute siegt immer, denn das gehört sich so in einem ordentlichen Kasperletheaterstück. Das Jubiläum von Otfried Preußlers Buch wird von Mittwoch an in Stuttgart gefeiert.

Dabei war Hotzenplotz zunächst nur ein Lückenfüller und Ablenkungsmanöver. Preußlers erster Erfolg „Der kleine Wassermann“ war damals schon einige Jahre auf dem Markt, und der Autor hatte sich ordentlich am düsteren Jugendbuch „Krabat“ festgebissen. Also suchte er etwas Lustiges für zwischendurch. Plötzlich erinnerte er sich an seine Jugendliebe: das Kasperletheater.

Eine Fortsetzung zum ersten Hotzenplotz-Buch sollte es eigentlich nicht geben. Doch das Publikum quengelte so lange und erfolgreich, dass es am Ende sogar noch für einen dritten Band reichte. Wie weit der Autor zunächst gedanklich von einem zweiten Buch entfernt war, kann der 88-jährige Preußler nach eigener Aussage im Jubiläumsheftchen sogar beweisen: „Sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen.“ Es habe ihm später noch ordentlich leid um den Magier getan.

Zwackelmann hat wie Hotzenplotz ordentlich Profil und sorgt unfreiwillig für viele Lacher. Sein Name eignet sich nämlich prima zum Verhunzen. Mal wird er zu „Zeprodilius Wackelzahn“, mal zu „Spektrofilius Zaschelschwan“, während er mit Hotzenplotz gemeinsame Sache macht. Der hatte mit seiner Pfefferpistole und seinen sieben Messern nämlich die Oma beraubt.

Damit nicht genug, bringt er auch noch Kasperl und Seppel in seine Gewalt. Sie müssen für die beiden Bösewichte schuften. Die Quittung gibt es zum Schluss: Der Zauberer nimmt ein jähes Ende im Unkenpfuhl, während Hotzenplotz dem Wachtmeister Dimpfelmoser übergeben wird.

Preußler, der in Oberbayern lebt, mag seinen Räuber. „Denn er ist eigentlich gar nicht wirklich böse und gefährlich, er ist eher ein polterndes Großmaul.“ Nun habe Hotzenplotz fünf Jahrzehnte auf dem Buckel, er selbst fast neun. Gelegentlich sei ihnen ganz schön der Wind um die Nase geweht. Doch: „All die Anwürfe an uns, wir seien verantwortungslose Heile-Welt-Beschwörer, all das hat uns nicht bekümmert.“

Zum Geburtstag treibt es der Räuber richtig bunt: In der Jubiläumsausgabe sind die Zeichnungen von Franz Josef Tripp koloriert. Der mittlerweile verstorbene Grafiker hat neben dem Hotzenplotz auch „Das kleine Gespenst“, Michael Endes „Jim Knopf“ sowie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ illustriert.

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