Paul Auster sieht antiamerikanische Einstellung der Nobelpreis-Jury

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert schreibt Paul Auster einen Bestseller nach dem anderen. An den Nobelpreis denke er aber „überhaupt nicht“, sagt der US-Autor im Interview.

Paul Auster

Paul Auster

Foto: A2609 epa efe J.l. Cereijido


New York (dpa).
Die „New York-Trilogie“ hat ihn zum weltweit
gefeierten Bestsellerautoren gemacht, aber an den Nobelpreis denkt
Paul Auster nach eigenen Angaben „überhaupt nicht“. Der Preis sei
sowieso „bedeutungslos“, sagte der 67 Jahre alte US-Autor der
Nachrichtenagentur dpa vor der Verkündung des diesjährigen
Preisträgers am Donnerstag.

Frage:
Wer ist denn Ihr Favorit für den diesjährigen
Literaturnobelpreis?

Antwort: Mir fällt spontan niemand ein, es gibt so viele gute
Schriftsteller. Und es ist ja eh jedes Jahr eine Überraschung.
Manchmal treffen sie gute Entscheidungen, manchmal nicht so gute -
Autoren, die dieses Preises nicht würdig sind. Man weiß auch nie,
warum, was sie sich dabei gedacht haben oder was ihre Entscheidung
beeinflusst hat. Aber es ist halt ein großes Spiel und es macht Spaß,
dabei zuzusehen. Nur insgesamt ist es sowieso bedeutungslos.

Frage: Viele Kritiker beklagen eine amerikafeindliche Haltung der
Jury - Sie auch?

Antwort: In letzter Zeit gibt es aus verschiedenen Gründen eine
Antipathie gegenüber Amerika. Ich bin aber sicher, dass irgendwann
auch mal wieder Amerikaner gewinnen werden.

Frage: Sehen Sie sich selbst als Kandidaten?

Antwort: Das ist etwas, worüber ich überhaupt nicht nachdenke. Auch
wenn die Menschen es als so wichtig ansehen - und das ist es ja auch,
wenn man gewinnt, wer würde das nicht gerne? - aber wenn man sich
erinnert, haben auch schon so viele Autoren gewonnen, die danach
total verschwunden sind, die wir überhaupt nicht mehr lesen und die
uns egal sind. Und dann gibt es großartige Autoren, die nie gewonnen
haben, wie Proust, die wir noch lesen. Aber es gibt natürlich auch
Gewinner wie Faulkner und Beckett, die wir noch lesen.

Frage: Waren Sie denn mit der Entscheidung der Jury aus dem letzten
Jahr - der Kanadierin Alice Munro - einverstanden?

Antwort:
Ich muss gestehen, dass ich noch nie auch nur ein Wort von
ihr gelesen habe. Also habe ich da keine Meinung. Ich habe Freunde
gefragt und manche haben gesagt, dass ihre Geschichten sehr gut sind,
und andere haben gesagt, dass ihre Geschichten nicht so gut sind.
Also weiß ich es nicht.

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