Neuer Roman von Leon de Winter: Der Albtraum vom Ende Israels

Der Niederländer Leon de Winter zeichnet in seinem neuen Roman „Das Recht auf Rückkehr“ eine düstere Zukunftsvision.

Düsseldorf. Israel im Jahr 2024. Tel Aviv ist alles, was davon noch übrig ist: ein streng gesicherter Stadtstaat, dem immer mehr Juden den Rücken kehren. Anschläge auch von jüdischen Extremisten sind an der Tagesordnung. "Das Recht auf Rückkehr", das der israelische Staat allen Juden gewährt, klingt wie ein hohles Echo eines Versprechens längst vergangener Tage.

Leon de Winter, niederländischer Autor und Sohn jüdischer Eltern, verbindet in seinem neuen Roman diese radikale Vision vom Ende Israels mit dem persönlichen Einzelschicksal eines Mannes.

Bram Mannheim ist jüdischer Holländer, der mit seinem Vater, einem nobelpreisgekrönten Wissenschaftler, der der Vernichtungsmaschinerie der Nazis entkam, von Europa in den Nahen Osten übergesiedelt ist. In Tel Aviv betreibt Bram eine Agentur, die Eltern dabei hilft, verschollene Kinder aufzuspüren. Wie stark dieses Bedürfnis in seiner eigenen Biografie wurzelt, das erzählt de Winter in Rückblenden, die in das Jahr 2004 zurück reichen.

Denn damals war Bram selbst betroffen. Als er mit seiner Frau Rachel und Sohn Bennie aus beruflichen Gründen in die USA zieht, verschwindet sein Kind spurlos. Für Bram ein Schicksalschlag, der von einen Tag auf den anderen sein Leben zur Hölle macht: Seine Ehe zerbricht, er schlägt sich als Penner durch und rettet sich in verrückte Zahlenspiele, die ihn auf die Spur seines Sohnes bringen sollen. Erst die zufällige Bekanntschaft mit einem reichen Juden bringt ihn wieder in die Bahn, so dass er nach Israel zurückkehren will und kann. Doch als sich dort die Bombenanschläge häufen, entdeckt er eine merkwürdige Spur, die zu seinem verlorenen Sohn führen könnte.

Lange musste man auf den neuen Roman von Bestsellerautor Leon de Winter ("Hoffmanns Hunger", "Supertex", "Malibu") warten. Seine Zukunftsvision ist erschreckend und radikal. Sie verbindet Politik, Psychostudie und Melodram zu einem zwar lesenswerten, aber nicht immer überzeugenden Mix, zumal die Zeitsprünge den Roman etwas bruchstückhaft erscheinen lassen.

Während die Randfiguren kaum Profil erlangen, folgt man seinen fein gezeichneten Hauptfiguren gerne. Vor allem dem melancholischen Bram, der droht, zwischen den Ansprüchen seines Lebens zerrieben zu werden.

Die Szenen, in denen er seinen dementen Vater pflegt, sind genau beobachtet und versprühen eine große menschliche Wärme. Denn das sind die Momente, die zählen, auch wenn der Rest der Welt auseinanderfällt.

Leon de Winter: "Das Recht auf Rückkehr", Diogenes, 550 Seiten, 22,90 Euro

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