Neuer Roman von Jonas Jonasson: Nombeko Mayeki hat die Bombe

Jonas Jonassons „Hundertjähriger“ wurde millionenfach verkauft. Nun legt er mit der Geschichte einer afrikanischen Putzfrau nach.

München. Nein, Allan Karlsson taucht nicht wieder auf: „Der Hundertjährige, der aus einem Fenster stieg und verschwand“ aus Jonas Jonassons gleichnamigen Debütroman spielt im zweiten Werk des schwedischen Schriftstellers keine Rolle mehr. Dennoch bleibt Jonasson (52) sich in vieler Hinsicht treu und hat mit Nombeko Mayeki eine Figur geschaffen, die genauso selbstbewusst, eigenwillig und sympathisch ist wie der Alte, der aus dem Heim türmt. Nur dass Nombeko in einem Slum in Soweto lebt und zunächst alles dagegen spricht, dass sie jemals 100 werden könnte.

Schon das Personal des Romans beweist Jonassons Einfallsreichtum: Da ist die Hauptfigur Nombeko, die zwar erst spät lesen lernt, aber schon als Teenagerin besser rechnen kann als mancher Ingenieur. Und ganz sicher besser als Engelbrecht van der Westhuizen, der trotz erwiesener Unfähigkeit das Atombombenprogramm Südafrikas leitet. Da sind zwei Agenten des Mossad, von denen einer bei einem Hubschrauberabsturz stirbt und der andere Nombeko dafür um die Ecke bringen will.

Da sind zwei schwedische Zwillingsbrüder, die beide Holger heißen, von denen einer aber strunzdumm und verbohrt und der andere intelligent und sympathisch ist und Nombekos ganze Liebe gewinnt. Da sind der CIA-Chef, der südafrikanische Präsident, chinesische Politiker sowie der schwedische Ministerpräsident und der schwedische König, die beide von Nombekos schwedischen Freunden entführt werden und sich ganz wohl dabei fühlen, für ihre Entführer Hühner schlachten und einen Traktor reparieren.

Das klingt irre? Stimmt, macht aber nichts. Jonasson schafft es problemlos, daraus eine genauso unterhaltsame wie spannende Geschichte zu machen. Sie fängt im Slum von Soweto an, wo die 14-jährige Nombeko Chefin der Latrinenverwaltung wird, anschließend Putzfrau im Geheimprojekt der südafrikanischen Regierung zum Bau von Atomwaffen. Sechs sollen produziert werden, aus Versehen wird es eine mehr. Als Nombeko aus Angst um ihr Leben nach Schweden flieht, nimmt sie die Atombombe gewissermaßen mit. Damit gehen die Verwicklungen richtig los.

Vor vier Jahren kannte Jonasson praktisch niemand. Doch sein Debütroman wurde zur Sensation: Er erschien in 35 Ländern und verkaufte sich 2,3 Millionen Mal allein in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2013 war er der am meisten verkaufte Belletristiktitel überhaupt.

Der zweite Roman sei immer der schwerste, heißt eine Regel unter Autoren. Angesichts des Erfolgs des ersten gilt das für Jonasson vielleicht noch mehr. Vier Jahre lang hat er an seiner Nummer zwei geschrieben. Manchmal scheint es so, als habe er seine Fantasie einfach nicht zügeln können und immer noch eine Idee mehr in der ohnehin abgedrehten Handlung unterbringen wollen.

Was zu den großen Stärken seiner Romane gehört: Beide Hauptfiguren sind so angelegt, dass der Leser gar nicht anders kann, als sie zu mögen. Nombeko hat von der ersten Seite des Romans an ihre Sympathie. Sie lebt unter unwürdigen, grauenhaften Bedingungen, aber sie schafft es auf dem Weg von Soweto nach Schweden immer wieder, sich durchzusetzen auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Glück.

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