Lyrik: Poesie hält das Schöne in uns fest

Die Unesco fordert am 21. März zum Gedichtlesen auf.

Bonn. Um die Poesie, so befand die Unesco vor Jahren, sei es schlecht bestellt. Denn die Medien und die allgemeine Öffentlichkeit weigerten sich, den Dichter und sein Werk für voll zu nehmen. Um daran etwas zu ändern, beschloss die Organisation der Vereinten Nationen Ende 1999, der Dichtkunst einen eigenen Tag zu widmen: Den Internationalen Tag der Poesie. Am 21. März wird er zum 8. Mal begangen.

Von Anfang an dabei war die Literaturwerkstatt Berlin. Die Idee für den Welttag komme ursprünglich aus Marokko und gehe auf den Lyriker und Leiter des dortigen Poesiezentrums Mohammed Bennis zurück, sagt der Berliner Werkstattdirektor Thomas Wohlfahrt. Schließlich sei nach langer Debatte ein Internationaler Welttag der Poesie aus der Taufe gehoben worden. Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels machen Lyrikbände nur knapp 2,3 Prozent in der Abteilung Belletristik aus. Der Verkauf nehme seit ein paar Jahren ab.

Der Sprecher der deutschen Unesco-Kommission, Dieter Offenhäußer, weiß: "Lyrik hat momentan einen schweren Stand auf dem internationalen Buchmarkt, es ist einfacher, für einen Roman Käufer zu finden." Andererseits bringe Poesie Sprache so dicht auf den Punkt wie kein anderes Genre. Es gebe so etwas wie ein menschliches Urbedürfnis, intensive subjektive Erkenntnisse in Sprache zu fassen und sie dabei über den Moment hinaus als Kunstwerk zu modellieren.

"Gedichte sind Texte, die gehört werden wollen", agt die Literaturwerkstatt Berlin zur Veranstaltung "Poetische Zone" am Welttag voraus. Wohlfahrt setzt auf die Lesungen, bei denen die Stimme, "das Instrument des Dichters", zurückkomme zum Text. "Dass es das Konzert der Stimme als Text gibt, ist eigentlich das Spannende."

Poesie ist für Wohlfahrt ein kreativer Prozess, der "Weltversatzstücke zueinander bringt" und eine neue Welt schafft. Was das Gedicht zum Gedicht mache, sagt er, sei auch das, woraus es gemacht sei: "Klanglinien und Rhythmuslinien, die zur Musik und zum Tanz führen -, aus diesen kultischen Zusammenhängen kommt es ja." Der deutsche Dichter Jean Paul (1763 bis 1825) beschrieb es so: "Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz des Schönen zurücklässt."

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