Literaturfestival in Köln lit. Cologne - Lesen gehört zum Leben

Der Vorverkauf für die Karten des Literatur-Festivals im März 2016 hat begonnen. Ein Themenschwerpunkt: Flüchtlinge.

Literaturfestival in Köln: lit. Cologne - Lesen gehört zum Leben
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Köln. Das erste Highlight der lit. Cologne 2016 läuft außerhalb des eigentlichen Programms. Zur Vorstellung des 186 Veranstaltungen umfassenden Angebots im Schokoladenmuseum kam gestern Kölns neue Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Ein Novum in der Geschichte des Literatur-Festivals, aber für die gerade von einem Attentatsversuch genesene Politikerin selbstverständlich: Lesen gehöre nunmal zum Leben. Entsprechend wünscht sich Reker, dass die vielen Flüchtlinge die deutsche Sprache, Basis jeder Integration, lernen.

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Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln

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Henriette Reker ist überzeugt: „Die Flüchtlinge haben viel verloren, aber sie bringen ihre Talente mit.“ Das sehen auch die Macher der lit. Cologne so und haben einen Benefiz-Abend zugunsten der Til Schweiger Foundation ins Programm genommen, die mit dem Erlös vor allem Sprachkurse fördern will. Unter dem Titel „Auch Ihr seid jetzt Deutschland! Die Flüchtlinge und die Kraft der Sprache“ lesen Prominente Texte zu Flucht und Rassismus. Die Musiker Nina Hagen und Cro treten auf.

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Auch der Auftakt zur lit. Cologne hat im weiteren Sinne mit Flucht zu tun. Unter dem Titel „Der Sound von Hollywood“ erinnern die Schauspielerin Iris Berben und der Geiger Daniel Hoppe an Schriftsteller und Komponisten, die vor den Nazis in die USA geflohen waren.

Die Festival-Macher haben wieder reizvolle Begegnungen geplant: Die israelische Soziologin Orna Donath, bekannt geworden durch ihre bahnbrechende Studie „Regretting Motherhood“, und die Landsmännin und Bestsellerautorin Eva Illouz gehen der Frage „Warum Mutterschaft weh tut“ auf den Grund. Schlagersängerin und Sinti Marianne Rosenberg trifft die Romni und Autorin Nizaquete Bislimi. Titel des Abends: „Ihr gehört zu uns“. Der Komiker Helge Schneider („Orang Utan Klaus“) und der Rammstein-Keyboarder Flake Lorenz („Der Tastenficker - An was ich mich so erinnern kann“) unterhalten sich über ihre Werke.

Überhaupt haben Musiker wieder viel zu sagen: Nachdem 2015 Herbert Grönemeyer Rede und Antwort stand, gibt diesmal Campino, Frontmann und Sänger der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“ Einblick in sein Dichten. Tocotronic-Sänger und Texter Dirk von Lowtzow erzählt der Schweizer Songwriterin Sophie Hunger über seine Songs.

Politische Akzente setzen im kommenden März unter anderem Nadeschda Tolokonnikowa, russische Feministin und Mitbegründerin von Pussy Riot, die ihr Manifest „Anleitung für eine Revolution“ vorstellt. Und Wirtschaftsnobelpreisträger Alvin E. Roth, der in seinem Buch „Wer kriegt was?“ erklärt, wie die Märkte unser Leben bestimmen.

Ein besonderes Highlight dürfte der Abend mit dem Historiker Christian Hartmann und dem Theaterkollektiv Rimini Protokoll werden, die sich einem Tabu-Buch annähern: Hitlers „Mein Kampf“, an dem am 31. Dezember 2015 die Urheberrechte erlöschen. Erklärtes Ziel: den Autor aufs Kreuz zu legen. Natürlich gibt es auch wieder klassische Lesungen — etwa mit dem türkischen Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk („Diese Fremdheit in mir“) oder dem Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge („Kongs große Stunde“).

Themenabende widmen sich diesmal zum Beispiel dem Telefon und seiner unglaublich vielseitigen Verwendbarkeit, dem (analogen) Flirt oder den Schimpftiraden in der Weltliteratur. Und in der fiktiven Weitererzählung der Geschichte von Hänsel und Gretel nach deren Happy End kommt wieder das Thema Flüchtlinge zum Zuge: „Kinderalptraum, Fluchtgeschichte, Happy End?“

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