Kolumbianischer Schriftsteller Álvaro Mutis gestorben

Mexiko-Stadt (dpa) - Der kolumbianische Schriftsteller Álvaro Mutis ist tot. Er sei am Sonntag in Mexiko-Stadt im Alter von 90 Jahren einem Herzleiden erlegen, teilte seine Ehefrau Carmen Miracle mit.

Mutis galt als einer der wichtigsten Vertreter der südamerikanischen Literatur. Trotz persönlicher Rückschläge schuf er während seiner mehr als 50-jährigen Karriere ein Werk, in dem er immer wieder seine eigenen Wurzeln feierte.

Mutis wurde 1923 in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er zwischen Brüssel, wo sein Vater als Diplomat tätig war, und der Finca der Familie im Department Tolima in Kolumbien. Diese beiden Orte prägten seine Weltsicht, in seinen Werken spiegelten sich die Unterschiede zwischen diesen Kulturen.

„Alles, was ich geschrieben habe, ist dazu bestimmt, diesen Flecken heißer Erde zu feiern, aus dem all meine Träume, meine Wünsche, meine Ängste und mein Glück stammen“, sagte Mutis einst über seine Wurzeln in Kolumbien. Jede Zeile weise darauf hin.

Er schuf die Gestalt des Maqroll el Gaviero, eines philosophischen Abenteurers und belesenen Seefahrers. 2001 wurde Mutis mit dem Cervantes-Preis ausgezeichnet, dem höchsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt. In Deutschland erschienen unter anderem bei Suhrkamp „Die letzte Fahrt des Tramp Steamer“, „Das Gold von Amirbar“ und die Maqroll-Trilogie.

„Er beschreibt eine verlorene Welt. Das alte Kolumbien der Großgrundbesitzer, wie der Familie Mutis“, würdigte der Schriftsteller Hugo Gutiérrez Vega das Werk seines Kollegen.

Obwohl Mutis nie die Schule abschloss, konnte der Autodidakt als Journalist und Dichter Erfolge feiern. Er arbeitete außerdem in den PR-Abteilungen etwa der Ölkonzerne Esso und Standard Oil sowie des Filmkonzerns Columbia Pictures. Wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten während seiner Tätigkeit als PR-Chef bei Esso musste Mutis allerdings 1956 Kolumbien verlassen.

Er ließ sich in Mexiko nieder und schloss sich dort der Autoren-Gruppe um seine Landsleute Gabriel García Márquez und Fernando Vallejo an, arbeitete in Werbeagenturen und als Synchronsprecher.

1959 wurde er wegen der Machenschaften bei Esso festgenommen und musste für 15 Monate ins berüchtigte Lecumberri-Gefängnis in Mexiko. Diese Erfahrung prägte sein Verständnis von menschlichem Leid. Nach diesem Tiefschlag startete Mutis neu durch, und es folgte mehr als ein halbes Jahrhundert literarischen Schaffens.

„Millionen Freunde und Bewunderer Álvaro Mutis bedauern seinen Tod“, schrieb der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos beim Kurznachrichtendienst Twitter nach Mutis' Tod. „Ganz Kolumbien erweist ihm die Ehre.“

Mutis war in zweiter Ehe mit Carmen Miracle verheiratet und hatte aus seinen beiden Ehen vier Kinder.

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