Joanne K. Rowling: Fortsetzung fest eingeplant

Hype oder Flop: Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling schreibt erstmals unter Pseudonym — herausgekommen ist ein Detektivroman.

Düsseldorf. Traue nie deinem Anwalt. Nachdem Joanne K. Rowling ihrem erzählt hatte, dass sie sich hinter dem Pseudonym Robert Galbraith verberge, berichtete der das brühwarm seiner Frau, die plauderte es unter Freundinnen aus und zweieinhalb Monate nachdem „Der Ruf des Kuckucks“ in England erschienen war, deckte die Sunday Times im Juli das Versteckspiel auf. Die Absatzzahlen schnellten um satte 41 000 Prozent nach oben. Das Buch, das sich bis dahin nur 1500 mal verkauft hatte, stürmte die Bestsellerliste.

Wenn der Detektivroman, ein klassischer Hard-boiled-Krimi, am Freitag in Deutschland herauskommt, wird auch hier ein Ansturm auf das „neue Buch der Harry-Potter-Autorin“ losgehen. Der Hype ist eine Sache. Eine andere ist die Geschichte. Und die hat Schwächen. Los geht alles mit dem Sturz des Supermodels Lula Landry vom Balkon ihres Apartments. Wie Fliegen scharen sich die Paparazzi um den toten Körper im Schnee. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Das will ihr Stiefbruder, der Anwalt John Bristow, nicht wahr haben.

Er glaubt an Mord, beauftragt den abgehalfterten Privatdetektiv Cormoran Strike, der zu seinem ersten großen Fall kommt. Als Militärpolizist in Afghanistan hat Strike ein Bein verloren. Auch sonst befindet er sich in der Krise. Einziger Lichtblick ist die junge Aushilfssekretärin Robin, die ihm von der Arbeitsvermittlung geschickt wurde.

Die Figuren in Rowlings Roman wirken holzschnittartig. Lässt ein Regisseur seinen Darsteller hinken, um ihm das fehlende Charisma zu verschaffen, lacht man. Wenn Rowlings Ermittler gleich eine Beinprothese benötigt, spricht das für sich. Ist das der tiefe Fall einer Bestsellerautorin? Die Sprache ist ohne Raffinesse. Überhaupt erinnert die Story doch sehr an ein Jugendbuch. Was auch ein wenig am schillernden Model-Milieu liegen mag.

Hat Lula sich das Leben genommen? Was hat es mit dem Vermummten auf sich, den Überwachungskameras auf der Flucht zeigen? Hat ihr Freund Evan Duffield, ein drogensüchtiger Musiker, was mit der Sache zu tun? Oder Modeschöpfer Guy Somé, der mit dem Model eine Kampagne startete, bei der sie als Engel posierte? Stammt der Mörder gar aus der Familie und hat es aufs Millionenerbe abgesehen? Verdächtige gibt es genug. Einen nach dem anderen befragt der Ermittler, bis er am Ende die Karten auf den Tisch legt und fast selbst zum Opfer wird. Der Leser tappt bis dahin im Dunkeln.

Eine Fortsetzung hat Rowling auch schon fertig. Sie erscheint 2014. Ob der deutsche Verlag Blanvalet, der einen Coup landete und das Manuskript kaufte, bevor das Pseudonym aufflog, dann wieder nur eine vierstellige Summe dafür hinlegen muss, ist eher unwahrscheinlich. J. K. Rowling übrigens klagte gegen ihren geschwätzigen Anwalt und bekam Recht. Die ihr zugesprochene Entschädigung und die Einnahmen, die der Roman in den ersten drei Jahren einspielt, spendet sie kriegsversehrten Soldaten.

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