Ist Pippi eine Rassistin?

Ein Bonner will, dass Bücher mit der Bezeichnung „Negerkönig“ verbannt werden.

Bonn. Wenn Pippi Langstrumpf ihren Vater den „Negerkönig“ nennt, macht das Kaisa Ilunga sauer: Der Ausdruck sei rassistisch, sagt Ilunga. Der Mann aus dem Kongo lebt seit gut 20 Jahren in Deutschland. Er ist Mitglied im Bonner Integrationsrat.

Der Verlag Friedrich Oetinger hat die Wörter „Neger“ und „Zigeuner“ 2009 zwar aus dem Buch von Astrid Lindgren gestrichen und nennt Pippis Vater jetzt den „Südseekönig“. Aber in rund 70 alten Exemplaren in der Stadtbibliothek Bonn ist immer noch die Rede vom „Negerkönig“ und von Pippi, der „Negerprinzessin“.

Auch an Bonner Schulen verwende man noch die alte Auflage im Unterricht, erklärt Ilunga. Seinen Ärger teilen andere Eltern und Schüler. Deshalb hat der 54-Jährige einen Antrag gestellt: Die Bücher sollen weg aus Stadtbibliothek und Unterricht.

War Astrid Lindgren eine Rassistin? Wohl eher nicht. Denn als die schwedische Autorin das Buch schrieb, „war in Skandinavien das Wort ,Neger’ die übliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe“, heißt es beim Oetinger-Verlag.

Es sei bis in die 1970er Jahre normal gewesen, das Lied „Zehn kleine Negerlein“ zu singen, sagt der Germanist Jan Seifert von der Uni Bonn. Die Wissenschaftlerin Antje Hornscheidt widerspricht: Das „N-Wort“ war auch in den 1970er Jahren bereits rassistisch. Es habe nur kein Bewusstsein dafür in der Bevölkerung gegeben.

Pippis Vater zum Südseekönig zu krönen, war für den Verlag schwierig: Astrid Lindgren sei immer gegen eine Änderung ihres Buches gewesen. Auch mit ihren Erben habe man lange verhandeln müssen. Warten wir ab, wer sich nun Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ vorknöpft: Schließlich gibt es darin immer noch den „schwarzen Mohr“.

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