Interview mit Rebecca Gablé: Neues aus dem Mittelalter

Rebecca Gablé über ihren neuen Roman „Der dunkle Thron“, Heinrich VIII. und den englischsprachigen Markt.

Mönchengladbach. Eine Bestseller-Autorin im Stress zwischen verhassten Königen des 16. Jahrhunderts und den Kommunikationsmitteln des 21. Jahrhunderts — das ist die Mönchengladbacherin Rebecca Gablé (46) derzeit. Ihr nächster historischer Roman „Der dunkle Thron“ erscheint am 16. September. Gleichzeitig hat sie alle Hände voll zu tun, erstmals werden ihre Romane ins Englische übersetzt. Das kann auch eine routinierte Schreiberin Nerven kosten.

Frau Gablé, Ihre Romane sind schon in mehrere Sprachen übersetzt worden. Ist das Englische etwas Besonderes?

Gablé: Ja, es gibt Übersetzungen zum Beispiel ins Niederländische, Italienische, Tschechische, Polnische, Spanische oder Koreanische. Aber dass deutsche Romane dieser Art oder Krimis ins Englische übersetzt werden, ist noch die große Ausnahme. Es hat bisher einfach keine derartige verlegerische Tradition in den USA oder Großbritannien gegeben.

Aber Ihre historischen Romane spielen doch sogar in England.

Gablé: Ich glaube, dass dort die Einstellung weit verbreitet ist: „Wir haben den Roman erfunden und können es deshalb am besten.“ Das fängt meiner Meinung nach gerade an, sich langsam zu verändern. Die Ausnahmen werden sozusagen mehr. Bei mir kam ein glücklicher Zufall dazu.

Inwiefern?

Gablé: Dem englischen Verleger Anthony Cheetham fiel nach der Frankfurter Buchmesse am Flughafen mein Roman „Der Hüter der Rose“ in die Hände. Der Mann kann Deutsch, hat das Buch auf dem Flug gelesen und war sofort neugierig auf die vorhergegangenen Bücher über die Familie Waringham. Und nun wird „Das Lächeln der Fortuna“ 14 Jahre nach seinem Erscheinen in Deutschland für den englischsprachigen Markt übersetzt.

In Deutschland ist der historische Roman noch ein Stiefkind. In England ist das anders. Empfinden Sie es als höhere Wertschätzung, wenn Sie jetzt dort erscheinen?

Gablé: Mir ist wichtig, was meine Leser von meinen Büchern halten — nicht die Literaturkritiker.

Wie gehen Sie als Übersetzerin mit der laufenden Übersetzung um?

Gablé: Ich kann davon natürlich nicht die Finger lassen. Ich habe zwar schon lange nicht mehr als Übersetzerin gearbeitet. Aber tatsächlich lege ich in diesem Fall selbst Hand an. Ich bin froh, das mitverfolgen zu können. Es gibt immer mal wieder Sätze, bei denen ich finde, dass sonst nicht das getroffen würde, was ich mit ihnen im Original ausdrücken wollte. Das kostet viel zeit. Gleichzeitig wird „Die Siedler von Catan“, mein Buch zum Brettspiel, von einem amerikanischen Verlag übersetzt. Und „Der dunkle Thron“ erscheint.

Ist das eine Fortsetzung der Waringham-Saga, die es eigentlich gar nicht geben sollte?

Gablé: Ja, es sollte eine Trilogie bleiben. Aber nachdem ich die Geschichte der Familie Waringham über drei Generationen erzählt hatte, hat sie ein Eigenleben entwickelt und bei mir und den Lesern die Neugier geweckt, wie es weitergeht. Dabei habe ich ursprünglich gezögert, in die Zeit von Heinrich VIII. einzutauchen. Denn darüber gab es schon so viele Bücher. Aber es hat viel Gutes, wenn man als Autorin einen Mann nicht mag.

Warum?

Gablé: Heinrich VIII. war ein absoluter Egomane auf eine psychopathische Art und Weise. Nur seine Bedürfnisse, seine Launen standen im Mittelpunkt. Er war ein selbstsüchtiger und feiger Schweinehund. Das ist das Tolle: So darf man als Autorin über Könige sprechen.

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