Frankfurter Buchmesse: Buchläden suchen Nichtleser

Die Buchmesse zeigt Konzepte für Deko- und Geschenkartikel.

Frankfurt. Dass es Lesezeichen und Postkarten in der Buchhandlung gibt — ja gut. IPhone-Hüllen und Taschen — wenn’s sein muss. Aber Olivenöl und Gartenschaufeln? „Die Flächen und das Angebot wachsen“, sagt Angelika Niestrath, die auf der Frankfurter Buchmesse den Non-Book-Marktplatz organisiert.

Die gute Nachricht: „Händler und die Anbieter bekommen mehr Gespür dafür, was zu ihnen passt.“ Die Messe will zur Geschmacksbildung beitragen und lud daher die Sortimentsberaterin Gaby Marx zum Vortrag ein.

In Halle 4.0 bieten Grit Strietzel und Jens Korch ihre Wannenbücher an. Die Existenzgründer aus Chemnitz, im Hauptberuf Journalisten, kamen vor zwei Jahren auf die Idee: ihre Bücher sind wasserfest und mit acht Seiten ausgelesen, bevor das Wasser abkühlt. Die erste Auflage des Krimis und der Liebesgeschichte — 5000 Exemplare made in China — müssen sie bald nachdrucken lassen. Viel verdient haben sie damit noch nicht, stellen aber schon die nächsten Titel vor: augenzwinkernd geschriebene Reiseführer.

Ob die Angaben darin stimmen, kann man am Nachbarstand überprüfen. Dort gibt es „Crumpled City“-Stadtpläne aus wasserabweisendem Material, die man zusammenknüllen und in die Tasche stopfen kann.

Postkarten aus Holz zum Basteln, Zeit in Dosen zum Verschenken und handgefertigte Magneten aus Kronkorken — solche Produkte passen zum Buchhandel, sagt Expertin Niestrath: handwerklich hochwertig, mit Hintersinn erdacht und damit richtig für die vermeintlich anspruchsvolle Zielgruppe der Buchkäufer. „Manchmal wird die Grenze des Erträglichen sicher überdehnt“, gibt sie zu. „Aber das ist manchmal auch aus der Not geboren.“ Viele Buchhandlungen mit großen Flächen stellten fest, dass sie diese allein mit Büchern nicht mehr wirtschaftlich betreiben könnten.

Angefangen hat die Entwicklung bei Kinderbüchern. Coppenrath hat aus Prinzessin Lillifee eine Warenwelt entwickelt, in der kaum ein Produkt fehlt. Andere Verlage zogen nach, auch die für Erwachsene. Zum Gartenbuch gibt es Schaufel und Harke, zum Kochbuch den passenden Wein, zum Reisebildband über London eine Packung Tee. Der Verlag Bastei Lübbe hat sich gleich eine ganze Firma ins Haus geholt: Im Dezember übernahm der Kölner Verlag die Firma Räder, einen Geschenkartikel-Großhändler.

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