F.C. Delius erhält den Büchner-Preis

Darmstadt (dpa) - Anerkennung für einen politischen Autor: Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius bekommt den Georg-Büchner-Preis 2011. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Mittwoch in Darmstadt mit.

Der 68-Jährige habe „als kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt“, hieß es zur Begründung. Der von diesem Jahr an mit 50 000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.

„Seine politisch hellwachen, ideologieresistenten und menschenfreundlichen Texte loten die historischen Tiefendimensionen der Gegenwart aus“, würdigte die Akademie den verkürzt F.C. Delius genannten Autor. Seine Themen erstrecken sich von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung Deutschlands bis in die unmittelbare Gegenwart. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Mogadischu Fensterplatz“ (2007), „Die Birnen von Ribbeck“ (1991) und „Unsere Siemens-Welt“ (1972).

„Friedrich Christian Delius gilt zu Recht als herausragender Chronist seiner Zeit“, teilte der Rowohlt Verlag mit, in dem seine Werke erscheinen. „Seine Bücher spiegeln deutsche Mentalitätsgeschichte, immer wieder hat er zeithistorischen Stoffen erzählerische Tiefe gegeben, sie Literatur werden lassen.“

Der schon vielfach ausgezeichnete Autor zeigte sich über den Büchner-Preis erfreut: „Das ist das Maximum dessen, was man in Deutschland erreichen kann.“ Delius verriet in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: „Ich arbeite derzeit an einem Roman und einem eher essayistisch-biografischen Buch.“

Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler bezeichnete Delius als einen würdigen Träger des Georg-Büchner-Preises. „Wachsam, aufrecht, eigensinnig“, beschrieb sie den Autor in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur. „Er hat sich aber auch nie verbogen, hat keine faulen Kompromisse gemacht mit dem Zeitgeist so wie andere.“ Delius sei durch die anti-autoritäre 68er Bewegung geprägt worden, aber nie einer von diesen „Rechthabern und Polemikern“ gewesen, betonte Löffler. „Er hat sich über Jahrzehnte eine bestimmte Haltung bewahrt.“

Die Deutsche Akademie feiert in diesem Jahr „60 Jahre Georg-Büchner-Preis“. Das Jubiläum ist mit einer Höherdotierung des Preisgeldes von ehemals 40 000 auf 50 000 Euro verbunden. Die Verleihung an Delius ist am 29. Oktober im Staatstheater Darmstadt vorgesehen. Im vergangenen Jahr erhielt der für seine experimentelle Sprachkunst bekannte Schriftsteller Reinhard Jirgl die Auszeichnung.

Delius wurde in Rom geboren. Er wuchs in den hessischen Orten Wehrda und Korbach auf. Noch als Schüler veröffentlichte er 1961 erste Gedichte. Der Gedichtsammlung „Kerbholz“ (1965) folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen, überwiegend gesellschaftskritische, dokumentarische und teils satirische Romane und Erzählungen. Er arbeitete auch für die Verlage Klaus Wagenbach und Rotbuch und nahm an Tagungen der Gruppe 47 teil.

Seit 1978 arbeitet der vielfach ausgezeichnete F.C. Delius als freier Schriftsteller, er lebt in Rom und Berlin. Seine Texte wurden in 17 Sprachen übersetzt. F.C. Delius ist seit 1998 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, ebenso gehört er der Akademie der Künste in Berlin und der Freien Akademie der Künste in Hamburg an.

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