Podiumsdiskussion : Eugen Gomringer kritisiert Löschung seines Gedichts
Berlin (dpa) - Der Schriftsteller Eugen Gomringer hadert nach wie vor mit der geplanten Entfernung seines angeblich sexistischen Gedichts „avenidas“ von der Fassade einer Berliner Hochschule.
„Ich habe die ganze Debatte nicht verstanden“, sagte der 93-Jährige am Montag bei einer Podiumsdiskussion mit den verantwortlichen Hochschulvertretern in Berlin. „Es geht nicht um die Frage, was kann und was darf Kunst. In dem Fall geht es um die Frage: Was darf Kunst nicht? Die Schule sagt, was Kunst nicht darf.“
Das auf Spanisch verfasste Gedicht des Alice-Salomon-Poetikpreisträgers Gomringer steht seit 2011 an der Fassade der gleichnamigen Hochschule. Es ist umstritten, seit vor zwei Jahren Studentenvertreter die Verse in einem offenen Brief als frauenfeindlich kritisierten. Bei dem nur wenige Zeilen langen Gedicht geht es um den letzten Satz: „Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“.
Nach einer langen und teils erbittert geführten öffentlichen Diskussion hatte das Hochschulparlament daraufhin im Januar beschlossen, das Gedicht bei einer Fassadenrenovierung im Herbst zu übermalen. Künftig soll alle fünf Jahre das Werk eines neuen Poetik-Preisträgers auf die Wand kommen.