Erzählungen: Landleben aus ferner Zeit und Welt

Andrzej Stasiuk legt Skizzen aus Polen vor.

Düsseldorf. Andrzej Stasiuk, 1960 in Warschau geboren, kennt sein Polen. Sein beeindruckendes Debüt war der Erzählband "Die Mauer von Hebron". Die neu erschienene Sammlung "Winter" vereint wieder Erzählungen, die geschaffen sind für unsere Jahreszeit.

Was die fünf verbindet: Sie handeln von kleinen, einfachen Leuten, von Handwerkern, Bauern und Rentnern - wie Pawel. Der gerne mal einen Tag in der Stadt verbringt und dort so seine Anlaufstellen und Rituale hat. Oder Mietek, der seit Jahr und Tag zu seinem Bruder will, es aber nicht tut; er verharrt in der "Struktur permanenter Reglosigkeit".

Selbst die Erzählung "Paris - London - New York" hat mit den Metropolen nichts zu tun. Heniek sammelt auf einem Anhänger seines Wagens Abfall, weggeworfene Kleidung, Knöpfe, alte Schuhe. "Der Mantel hängt da, keiner schaut ihn an. Er wartet, bis seine Zeit kommt, denn irgendwann muss sie kommen", schreibt Stasiuk. Und die Menschen vergehen, ohne es bemerkt zu haben.

Im "Winter" schließlich "kann man die Welt altern hören, und es weht, es weht aus der Tiefe der Welt". Im Winter dunkelt es früh: "Dann erlischt wie üblich alles, und die uralte Dunkelheit senkt sich auf Edek, auf Kaczmarek, auf Hrynacz und die anderen. So ist es seit Anbeginn der Welt, und so wird es sein, damit wir nicht am Übermaß sterben."

Andrzej Stasiuk: "Winter". Fünf Geschichten. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall und Olaf Kühl. Insel Verlag, 57 Seiten, 11,80 Euro, ISBN: 978-3-458-19322-7

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