„Die Wiedergeburt von Eichborn“ - ehrgeizige Ziele

Frankfurt/Köln (dpa) - „Er ist wieder da“, heißt das recht schräge Buch über Adolf Hitler, der im heutigen Berlin plötzlich wiedererwacht und trotz seines Schrecks über das veränderte Deutschland zum Star im Privatfernsehen aufsteigt.

Der Titel könnte auch für den Eichborn Verlag gelten: Ihm hat die vor wenigen Wochen erschienene Satire von Timur Vermes, die inzwischen auf den Bestsellerlisten steht, zu einem fulminanten Comeback verholfen. „Das ist die Wiedergeburt von Eichborn“, sagt Verleger Felix Rudloff in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa selbstbewusst. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde der einst für seine frechen Bücher bekanntgewordene Frankfurter Verlag nach jahrelangem Siechtum bis zur Insolvenz von Bastei Lübbe in Köln übernommen.

50 Titel pro Jahr hatte Bastei Lübbe pro Jahr mit Eichborn versprochen, das zu seinen besten Zeiten fast 200 Neuerscheinungen im Programm hatte. 35-40 Titel sind es jetzt geworden. Man wolle sich im veränderten Buchmarkt „fokussieren“, sagt Rudloff, der vom Verlag S. Fischer nach Köln wechselte. An ehrgeizigen Zielen mangelt es jedoch nicht. „Eichborn stand für das Originelle, das Überraschende. Das wollen wir zeitgemäß wiederbeleben.“ Die Mischung - jeweils ein Drittel Belletristik, Sachbuch und Humor - soll dieselbe bleiben.

„Wir wollen kommerzielle Bücher, die das Zeug zum Bestseller haben, genauso wie literarische Entdeckungen“, sagt Rudloff. Allerdings sind in der Literatur fast alle renommierten ehemaligen Eichborn-Autoren abgewandert. Und Ex-Eichborn-Urgewächse wie Walter Moers („Das kleine Arschloch“) tauchen nur noch auf der „Backlist“ - der Liste der alten Bücher - auf.

Das literarische Profil soll nun Programmleiter Martin Mittelmeier schärfen, der vom Münchner Luchterhand Verlag gekommen ist. Rudloff räumt ein, dass die Gewinnung von anspruchsvollen Literaten nicht so einfach ist, da Bastei Lübbe als stark unterhaltungslastig gilt. Eichborn, das noch vier Lektoren beschäftigt, müsse bei jungen Autoren noch Überzeugungsarbeit leisten. „Das ist ein Prozess“, gibt sich Rudloff zuversichtlich.

Die Hitler-Persiflage von Vermes ist auch für den Eichborn-Verleger nicht unbedingt die große Literatur, sondern einfach ein witziges und kluges Buch. Unter 14 Verlagen hat Eichborn bei einer Auktion den Zuschlag erhalten. Inzwischen hat sich der Band - weitgehend unbeachtet von den großen Feuilletons - laut Verlag über 100 000 Mal verkauft. Und er ist auch im Ausland ein Renner. An elf Länder seien die Rechte in wenigen Wochen verkauft worden, sagt Rudloff, der auch Programmgeschäftsführer von Bastei Lübbe ist. Für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr 2012/13 erwartet er 3,5 Millionen Euro Umsatz für Eichborn. Zum Gewinn will Rudloff aber nichts sagen.

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