Dem Baumeister Erwin Heerich auf der Spur

Publikation: Christel Blömekes Architektur-Werk wird auf der Insel Hombroich präsentiert.

Neuss/Düsseldorf. Normalerweise werden Architektur-Bücher von Spezialisten für Spezialisten geschrieben. Entweder erschlagen sie den Leser durch Infos oder sie dienen als Werbe-Broschüre für das jeweilige Büro. Eine Ausnahme ist das Buch über die "Begehbaren Skulpturen" von Erwin Heerich im Museum Insel Hombroich.

Herausgeberin ist Christel Blömeke, die Bildhauerei in Düsseldorf studiert hat. Sie geht nicht vom Ist-Zustand aus, sondern von der allmählichen Entwicklung geometrischer Flächenformen in klare, schöne Räume.

Ihr Ansatzpunkt ist wie der des Bildhauers Erwin Heerich künstlerisch. Sie macht Dinge anschaulich. In ihren Texten kann der Leser Heerichs Gedanken von freien Kartonplastiken zum realen Baukörper mitverfolgen. Sie begleitet die Baukörper vom Grundriss zur Isometrie, vom Raumschema zur perspektivischen Innenansicht.

Der Leser hat das Gefühl, Heerich lebe noch und sitze neben Blömeke, um ihr die Entstehung seiner Baukörper zu erklären, ruhig, gelassen. Wir entdecken mit ihren Augen die 14 Gebäude der Insel und verfolgen, wie aus Maß und Form, Licht und Materialität sowie dem Zusammenspiel von Innen- und Außenraum überraschende Kunst- und Bauwerke werden. Keine Protzarchitektur, sondern Kunst im Dialog mit der Natur an der Erft.

Keine austauschbaren Zweckbauten üblicher Museumsarchitektur sind dies, keine Landmarken für die Tourismus-Börse. Dennoch sind sie schöner und überraschender als die Werke von Star-Architekten, denn sie setzen auf den Besucher, der die Räume mit allen Sinnen erlebt.

Da wird der Tadeusz-Pavillon zum Auge, das drinnen die Kunst und draußen das Landschaftsbild erlebt. Das Buch macht das Spiel mit der Form begreifbar. Dies ist eine brillante neue Art der Architektur-Beschreibung.

Volumen, Licht, Masse, Öffnungen und Flächen wären jedoch nicht verwirklicht, hätte Erwin Heerich nicht in Hermann H.Müller einen kongenialen Architekten zur Seite gehabt. Dessen Düsseldorfer Büro realisierte von 1982 bis 1999 die Bauten. Müller verstand es, Künstler und Bauaufsicht in Einklang zu bringen.

Müller schenkte alle Pläne, Ansichten und Grundrisse einstigen Schüler von Heerich, Wolfgang Nestler, die dann mit Christel Blömeke und Eva Weinert den Stein ins Rollen brachten. Gestern wurde das Buch auf der Raketenstation vorgestellt. Es sprach Laurids Ortner, Baukunst-Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, die die Dokumente vonMüller besitzt.

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