Augsburg tut sich schwer mit Bertolt Brecht
Augsburg (dpa) - Die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Bertolt Brecht in seiner Heimatstadt, dann ging er nach einem kurzen Intermezzo in München nach Berlin und stieg zu einem Weltstar des Theaters auf.
Lange hatte Brechts Geburtsstadt Augsburg Schwierigkeiten damit, ihren einerseits großen und andererseits früher mitunter auch ungeliebten Sohn zu würdigen - und diese Zeiten scheinen noch nicht ganz vorbei zu sein, wie sich dieser Tage wieder zeigt.
Zwar gibt es seit Mitte der 1980er Jahre in Augsburg ein kleines Museum im Geburtshaus Brechts, seit den 90ern einen nach dem Dramatiker benannten Literaturpreis und seit einigen Jahren auch ein Brechtfestival, das in dieser Woche wieder stattfindet. Doch während noch bis zum Sonntag (6. März) auf den Bühnen Stücke inszeniert werden und Konzerte stattfinden, gibt es hinter den Kulissen längst ein Hauen und Stechen um die künftige Ausrichtung des Literatur- und Theaterfestes. Insbesondere geht es um die Frage, wer das Festival leiten soll.
Seit der Neukonzeption des Festivals 2010 ist Brecht-Spezialist Joachim Lang der Chef. Er brachte seitdem viel Prominenz nach Augsburg. Bekannte Schauspieler wie Heino Ferch, Meret Becker, Dominique Horwitz oder Thomas Thieme gastierten mitunter mehrfach beim Festival, auch US-Rocklegende Patti Smith („Because the night“) kam zu den Brecht-Tagen.
Doch seit einem Jahr brodelt es. Seitdem gibt es mehr oder weniger offene Diskussionen um Lang, dessen Vertrag nun ausläuft. Vor dem diesjährigen Festival wollte sich Lang selbst weder zur Zukunft des Festivals noch zu seiner eigenen offiziell äußern. So sei dies zwischen allen Beteiligten abgestimmt.
Auch andere verweisen auf solch ein Stillhalteabkommen, das bis zum letzten Vorhang des Festivals gelte. Nur die Augsburger Grünen, kleinster Partner in der schwarz-rot-grünen Rathauskoalition, polterten schon einmal zum Festivalstart los und verkündeten wenig diplomatisch: „Nach sieben Jahren Lang langt's.“ Am Mittwoch konterte Lang darauf und warf den Grünen vor, mit ihrem Vorstoß sei es ihnen nur darum gegangen, „das Festival zu beschädigen“. Das Vorgehen sei „ungeheuerlich“ und „unerträglich“.