Diversität : Bachmann-Wettlesen mit Whiskyhändlerin und Soziologen
Klagenfurt Nach zwei Pandemie-Ausgaben findet der Wettbewerb wieder mit Jury und Lesenden vor Ort statt. Viel Diversität im Starterfeld und ein neues Wertungssystem bringen zusätzlich Spannung.
Multilinguale Multitalente kämpfen diese Woche bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur um den renommierten Bachmann-Preis.
Unter den 14 Autoren und Autorinnen, die ab Donnerstag beim Wettlesen im österreichischen Klagenfurt ihre Texte präsentieren, ist die in Berlin und Rom lebende Eva Sichelschmidt, die sich neben dem Schreiben als Whisky- und Zigarrenhändlerin betätigt.
Juan S. Guse ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Soziologe an der Universität Hannover. Der im Iran geborene Behzad Karim Khani betreibt eine Berliner Bar und bringt im Sommer seinen ersten Roman heraus. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie kommen Jury, Lesende und Publikum wieder in Klagenfurt zusammen, und nicht in einem virtuellen oder hybriden Format wie 2020 und 2021.
Auf der Open-Air-Bühne
„Auf Dauer brauchen die Diskussionen und die Branche die Begegnung vor Ort, damit der Bewerb so lebendig bleibt wie er es seit 46 Jahren ist“, sagte die Juryvorsitzende Insa Wilke der Deutschen Presse-Agentur. Etwas virtuell bleibt die Veranstaltung trotzdem, denn die dreitägigen Lesungen finden erstmals auf einer Open-Air-Bühne statt, und nicht wie sonst direkt vor der Jury. Die sitzt nun ohne Autorinnen und Autoren in einem TV-Studio.
Bewertet wird diesmal nach einem neuen System, bei dem die Jurymitglieder am Samstagabend vorerst geheim einen bis neun Punkte an ihre jeweiligen Favoriten vergeben. Auf Basis der Gesamtpunkte wird am Sonntag der mit 25 000 Euro dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis der Stadt Klagenfurt vergeben, der nach der dort geborenen Schriftstellerin (1926-73) benannt ist. In den Jahren zuvor wurde eine Shortlist in einem nichtöffentlichen Prozedere erstellt und danach öffentlich abgestimmt. Voriges Jahr gewann die in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene und in Graz lebende Nava Ebrahimi mit ihrem Text über Flucht und Trauma den Hauptpreis.