Sammlung Kicken : Foto-Ausstellung „Sichtweisen“ im Düsseldorfer Kunstpalast soll neugierig machen
Düsseldorf Der Düsseldorfer Kunstpalast hat eine stattliche Fotosammlung angekauft. Die Fotos stammen von Man Ray oder August Sander: Nur sieben Prozent sind in einer ersten Ausstellung zu sehen.
Mit „Sichtweisen“ zeigt der Düsseldorfer Kunstpalast erstmals eine Auswahl der berühmten Fotosammlung Kicken, die im Hauruck-Verfahren für acht Millionen Euro von der Stadt angekauft wurde. Damit schreibt die selbsternannte Fotometropole erstmals Fotografie-Geschichte. Gelüftet wird allerdings nur ein Zipfel des Geheimnisses, denn nur sieben Prozent der mehr als 3000 Fotos sind zu sehen. Museumschef Felix Krämer will verständlicherweise nicht das ganze Pulver auf einmal verschießen.
Anfang und Ende der Schau bildet Wilhelm Henry Fox Talbot, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Vervielfältigung fotografischer Bilder durch Papierabzüge vom Negativ ermöglichte. Seine Außenaufnahme der Bibliothek von Lincoln’s Inn Fields erscheint allerdings allzu milchig, denn sie kann die Spuren der Zeit nicht verleugnen. Das liegt an der Salzlösung, die das Abbild eines Tages verschwinden lassen wird. Der Beginn der Fotografie setzt ihr Ende voraus. Um dies aufzuhalten, erhält Düsseldorf außer der Sammlung Kicken auch noch das Bundesinstitut der Fotografie, in dem über diesen Untergang geforscht werden soll.
Kuratorin Linda Conze setzt auf die Neugierde der Betrachter. Sie wechselt zwischen Inkunabeln wie den filmischen Bewegungsstudien des Eadweard Muybridge und unbekannten Künstlern. Niemand kennt Paul Heismann mit seiner zauberhaften Lichtzeichnung. Peter Keetman, Mitbegründer der avantgardistischen Fotoform, gilt hingegen als Star. Seine Bilder erinnern an mathematische Konstruktionen, indem er im dunklen Raum eine Taschenlampe am Bindfaden kreisen ließ, während eine geöffnete Kamera auf einem rotierenden Plattenspieler die Szene aufnahm.
Große Aufmerksamkeit genießen die Porträts. Otto Steinert etwa, dessen Subjektive Fotografie gern gegen die Dokumentarfotografie von Hilla und Bernd Becher ausgespielt wird, zeigt in einer Solarisation, wie man durch das Umkehren von Hell-Dunkel-Werten einen Kopf verfremdet. Bis aufs Cover des Katalogs brachte es Heinrich Riebesehl, ein Favorit der Galerie Kicken. Sein Junge namens Uwe schaut uns aus dem Sommersprossen-Gesicht mit unwiderstehlichen Kinderaugen an.
Verwandlung in magische Gesichtsskulpturen
Auch Helmar Lerski überrascht mit dem jungen Bauzeichner Leo Uschatz, den er mit Licht, Schatten und Spiegeln in magische Gesichts-Skulpturen verwandelt. Dagegen wirken Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump bei einem Politgipfel allzu beredt.