Ausstellung „Blood, Sweat & Tears“ Anderer Blick auf Körperflüssigkeiten

Ausstellung „Blood Sweat & Tears“ kann durchs Fenster der Hebebühne „besucht“ werden

 Samantha-Jo Mühlen und Ava Weis (v.l.).

Samantha-Jo Mühlen und Ava Weis (v.l.).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ein Tropfen bewegt sich - langsam, streckt sich, zerrinnt. Eine Form, in Regenbogenfarben schimmernd. Sie entsteht und vergeht, erinnert an Holografien. Steckt zugleich voller Poesie und meditativer Kraft. Ein Tropfen, der eine Träne sein könnte. Ava Weis hat die Szene geschaffen - Teil eines 13 minütigen Videos, das seit gestern in Dauerschleife auf einem Monitor in der Hebebühne läuft. Wegen Lockdowns und Schutzbestimmungen ist es nur von außen durch das Fenster zu sehen. Die Ausstellung „Blood, Sweat & Tears“ bespielt die Galerie in der ehemaligen Tankstelle neben dem Mirker Bahnof bis zum 1. Mai.

Die Coronakrise bedingt immer wieder Umplanungen, daran hat sich Ava Weis gewöhnt. „Es gibt für alles einen Plan B“, sagt sie und weist darauf hin, dass die Krise im Gegenteil Auslöser des Jahresprojekts 1221 (12 Kooperationen, 21 Kunstschaffende 12 Monate im Jahr 21) sei. Die deutsch-irische Künstlerin stellt es bewusst der Vereinzelung in der Pandemie entgegen, indem hier Künstler gemeinsam etwas schaffen. Die meisten aus Wuppertal. Gefördert vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, von Kulturbüro und Fonds Kunst und Kultur in Wuppertal. Rahmen für die Ausstellung in der Hebebühne.

Die Präsentation von 1221 verlief bislang eingeschränkt. So ist es auch jetzt mit „Blood, Sweat & Tears“ in der Hebebühne. Die 34-Jährige Weis schätzt den Ausstellungsraum, der zum Thema passe, das sie zusammen mit Samantha-Jo Mühlen realisiert. Die Mediengestalterin und Künstlerin aus Düsseldorf brachte auch die Idee für die Ausstellung mit, die sich mit Körperflüssigkeiten und deren Stigmatisierung in der Gesellschaft auseinandersetzt, andere Perspektiven aufzeigt. Sie habe schon immer mal das Thema Schweiß künstlerisch aufarbeiten wollen, erklärt die 29-Jährige. Weis brachte ihre Faszination für Blut mit ein. Hinzu kamen noch die Tränen, die ebenfalls nicht immer gesellschaftsfähig und mit Tabus belegt sind.

Wieder eine Veranstaltung
in der Hebebühne

Eigentlich sollten alle drei Räume der Hebebühne bespielt werden, mit Fotos an der Wand, einer Plastik im Raum, einer großen Videoinstallation. Geblieben sind Fotos - statisch und animiert -, die Samantha-Jo Mühlen auf einem Monitor zeigt, der im Fenster steht. Dafür hat sie eine Gipsskulptur von ihrem Körper geschaffen, auf dem in Blut getränkte Tampons, Blumen gleich, herauswachsen. Außerdem zeigt sie Fotos zum Thema Schweiß. Weis bringt ihr Tropfen-Video ein, das im Wechsel mit einem Video läuft, das pulsierendes Blut zeigt, bewusst unscharf und verschwommen, ein Ausdruck von Leben. Beide Künstlerinnen freuen sich auf die Resonanz, die thematische Auseinandersetzung, die sie anstoßen wollen. Auch wenn die nur im Netz stattfinden kann.

Dort landen auch die über einen Aufruf eingegangenen Audiobeiträge zum Thema, die als Hörstation in der Ausstellung geplant waren. Eine Performance der Wuppertaler Jungschauspielerin Nina Maria Zorn wurde aufgeteilt und gefilmt. Die Videos sollen vom 2. Mai an ebenfalls eine Woche lang in der Hebebühne laufen. Anschließend, wie auch die Arbeiten der beiden Künstlerinnen, im Netz abrufbar bleiben - was nicht den Coronaeinschränkungen, sondern der Inklusion geschuldet ist.

Für die Hebebühne bedeutet die Ausstellung endlich wieder eine Veranstaltung, nachdem 2020 nur „Supagolf“ stattfinden konnte, das Offline-Format im Winter 2020/21 ausgesetzt wurde. Nach wie vor stehen Reparaturen an - eingeschlagene Fenster, ein Wasserschaden, der saniert werden musste. Man arbeite das alles nach und nach auf, sagt Jacob Economou vom Hebebühnen-Verein.

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