Anschlag im neuen Louvre

28-Jährige beschmierte Delacroix’ „Freiheit“ mit Filzstift.

Lens. Eine 28-jährige Besucherin des neuen Museums in Lens hat das Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ mit einem schwarzen Filzstift beschmiert. Nach dem Schock kam am Freitag die Entwarnung. Man habe die rund 30 Zentimeter breite und sechs Zentimeter hohe Kritzelei vollständig entfernen können, teilte das Museum mit. Das Bild sei unbeschadet geblieben — nicht zuletzt dank einer sehr dicken Lackschicht, die die Leinwand schützt.

Die Frau schritt am Donnerstagabend wenige Minuten vor Schließung des Museums zur Tat. Sie kritzelte mit dem dicken Stift in der rechten unteren Ecke des großen Ölgemäldes (2,60 x 3,25 Meter) herum — in der Nähe des mit zwei Pistolen bewaffneten Jungen. Ein aufmerksamer Besucher und ein Wächter überwältigten die Frau, sie wurde verhaftet und verhört.

Die Attacke gibt der Polizei bisher Rätsel auf. Der auf das Bild geschmierte Schriftzug „AE911“ könnte eine Anspielung auf eine Internetkampagne (AE = Architects & Engineers) sein, mit der 1768 Architekten und 16421 Bürger den US-Kongress in Washington auffordern, die Terroranschläge vom 11. September 2001 von „unabhängiger Seite“ untersuchen zu lassen.

Der Bürgermeister von Lens, Guy Delcourt, geht hingegen davon aus, dass die aus Nordfrankreich stammende Frau keine Aktivistin der Verschwörungstheoretiker, sondern psychisch krank ist und das Meisterwerk nicht vorsätzlich schädigen wollte. Staatsanwalt Philippe Peyroux schließt dies ebenfalls nicht aus, die 28-Jährigen soll von einem Psychiater untersucht werden.

Eugène Delacroix’ Meisterwerk zählt neben Leonardo Da Vincis „Mona Lisa“ zu den berühmtesten Gemälden des Louvre. Es zierte einst den Hundert-Francs-Schein, jeder Franzose kennt es aus seinen Schulbüchern.

Seit der Eröffnung im Dezember ist „La Liberté“ der Star des neuen Louvre im nordfranzösischen Lens. Es zeigt die barbusige Nationalfigur „Marianne“ mit der Trikolore in der ausgestreckten Hand oben auf einer Pariser Barrikade: als Anführerin der siegreichen Juli-Revolution von 1830. Am Freitag blieb die Gemäldehalle für Besucher geschlossen.

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