Konzertkritik AnnenMayKantereit begeistern auf großer Bühne

Die Kölner Band feiert beim Düsseldorfer Konzert das Rheinland.

Düsseldorf. Vor wenigen Jahren machten sie noch Straßenmusik in der Fußgängerzone — dieses Wochenende hat AnnenMayKantereit in der restlos ausverkauften Halle an der Siegburger Straße gespielt. Wenn Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit mit Bassverstärkung Malte Huck die Bühne betreten, wirken sie unfassbar normal. Sie sehen in ihren alten T-Shirts und Jeans eher so aus, als wollten sie nur schnell zum Kiosk. Man mag es ihnen nicht ansehen, aber sie zählen zu den erfolgreichsten deutschen Newcomern der vergangenen Jahre. Die ehemalige Schulband aus Köln nahm ihre ersten Songs in Eigenregie auf, durch selbstproduzierte Videos wurden sie im Internet rasend schnell bekannt. Seit 2015 sind sie bei Universal unter Vertrag. Mit ihrem Debütalbum „Alles Nix Konkretes“ touren sie momentan durchs ganze Land und füllen überall die großen Hallen.

Als Henning May am Samstag die ersten Zeilen von „Wohin du gehst“ singt, sind vermutlich alle 8500 Menschen in der Halle zum hundertsten Mal erstaunt, was dieser schmächtige Lockenschopf für eine tiefe, raue Stimme hat. Es geht um unordentliche WG-Zimmer, Fernbeziehungen und billigen Wein. Das sind eben die Themen, mit denen sich Mittzwanziger beschäftigen. Dennoch ist das Konzertpublikum erstaunlich durchmischt. Viele junge Leute, aber auch ältere Paare und Familien lauschen Mays Reibeisenstimme, die mal von Bass und Schlagzeug, mal von leisen Gitarrenklängen und Klavier begleitet wird. „Das Lied habe ich für eine Frau geschrieben. Es hat ihr nicht gefallen“, kündigt Henning May an. Die Menge lacht und singt mit, als er mit seiner Exfreundin abrechnet: „Mir wär lieber du weinst, ich versteh doch eh nicht was du meinst!“ Einen Literaturnobelpreis werden sie vermutlich nie gewinnen für ihre Texte, aber dafür sind sie ehrlich.

Neben deutschen Balladen wie „Barfuß am Klavier“ spielen die Jungs auch einige englische Titel. Das Beatles-Cover „Come Together“ ist rockiger interpretiert als das Original. Für mehrere Songs holt die Band den Trompeter Ferdinand Schwarz auf die Bühne, der auf die gleiche Kölner Schule ging wie sie.

„Oft Gefragt“ kann jeder im Saal mitsingen, das erfolgreichste Lied der Band hat Henning für seinen alleinerziehenden Vater geschrieben. Am Ende ihres bisher größten Konzerts geben die Jungs drei Zugaben. „Es ist immer schön, im Rheinland zu sein“, ruft Hennig und stimmt tatsächlich den Karnevalsschlager „Nur nicht aus Liebe weinen“ an. Man muss die Jungs einfach sympathisch finden.

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