„Adriana Lecouvreur“ erzählt die Geschichte einer Diva Fast wie in Hollywood

DÜSSELDORF · Es ist wie am Filmset im Hollywood der 1930er Jahre: Eine junge Schauspielerin – namens Adriana Lecouvreur – ist auf dem Weg nach ganz oben, alle verehren sie. Sie verliebt sich in den ebenfalls jungen Maurizio, der allerdings eine ältere, einflussreiche Diva – die Fürstin von Bouillon – umschmeichelt, um lukrative Filmangebote abzusahnen.

 Oper in vier Akten: „Adriana Lecouvreur“ feierte in der Rheinoper Premiere.

Oper in vier Akten: „Adriana Lecouvreur“ feierte in der Rheinoper Premiere.

Foto: Hans Jörg Michel

Zwei Frauen kämpfen um einen attraktiven Aufsteiger und greifen dabei, besonders die reife Diva, zu mörderischen Mitteln. In Reminiszenzen an Marlene Dietrich, Norma Desmond oder Joan Crawford taucht der italienische Regisseur Gianluca Falaschi die Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea, die jetzt im Düsseldorfer Opernhaus Premiere feierte.

Das Stück ist ein Melodram aus der Nach-Verdi-Ära, voller Herz-Schmerz und mörderischer Eifersucht. Es wurde vor 120 Jahren uraufgeführt und bietet  melodische Hits, letztlich ist die Oper eine große Hommage an das Theater.

Diese Koproduktion mit dem Staatstheater Mainz lohnt sich für Freunde italienischer Opern. Denn dieses ohrwurmreiche Musikdrama mit narkotisierenden Leitmotiven wird heutzutage nur in Italien regelmäßig gespielt; nördlich der Alpen indes ist Cileas Vier-Akter eine Spielplan-Rarität. Lohnenswert auch, weil die Hauptrollen mit exzellenten Sängerdarstellern besetzt sind.

Ebenso als Augenschmaus eignet sich die Inszenierung und Ausstattung des Italieners Falaschi, von Hause Kostümbildner. Seine Bilder schwelgen in flirrendem Glitzer, in leuchtenden Farben, großen Federn und originellen Kopfdekorationen. Regisseur und Ausstatter Gianluca Falaschi setzt auf den großen Hollywood-Glamour von damals, manchmal auch flackernde Leuchtreklame wie einst am Broadway.

Es geht um Adriana und Maurizio (eine Anlehnung an Prinz Moritz von Sachsen), die zunächst am Set sich heimlich ihre Liebe gestehen. Doch Maurizios Liebesschwüre werden getrübt von seinen Karriereplänen, die von seiner Gönnerin, der Fürstin, abhängen. Tief verletzt ist Adriana, als sie spürt, wie die beiden flüstern und sich treffen. Die Fürstin im Marlene-Dietrich-Look darf ihre leidenschaftlichen Gefühle für Maurizio aber nicht zeigen, weil der Fürst von Bouillon, wittert, dass seine Gattin fremdgeht. Zwar amüsiert auch er sich als „Fremdgänger“ mit Schauspielerinnen, doch wacht der Gockel genau über das Treiben, fürchtet, dass man ihm öffentlich Hörner aufsetzen könnte.

Mit leichter Hand, spielfreudig und effektsicher setzt Falaschi diese Dreiecks-Tragödie in einem Traumfabrik-Studio in Szene. Und vertraut auf die fließende Musik, elegant und filigran von Düsseldorfs Symphonikern intoniert. Maestro Antonio Fogliani drückt nicht mit Gewalt auf die Tränendrüse, sondern betont die lyrischen, sängerischen Momente und dirigiert betont sängerfreundlich. So müssen die Darsteller auch in den Gefühlswallungen und Steigerungen nicht allzu sehr aufdrehen, vermeiden aufgesetztes Pathos und singen kultiviert auf Linie, in den Höhen meist weich und rund.

Der Sopranistin nimmt
man die Leidenschaft ab

Besonders Liana Aleksanyan kann als Adriana mit Bravour-Arien wie „Ich bin eine Dienerin der Kunst“ oder in der finalen Sterbeszene brillieren. Der Sopranistin nimmt man die leidenschaftlich Leidende ab, die an einer von ihrer Rivalin vergifteten Blume sterben wird. Natürlich, auch fast wie in Hollywood, in den Armen ihres geläuterten Maurizio, der ihr endlich einen Heiratsantrag macht.

Der Tenor von Sergey Polyakov überzeugt trotz anfänglicher Intonations-Schwächen und Unsicherheiten als einfühlsamer Liebhaber und im Finale als strahlender Erlöser, der freilich zu spät kommt. Eine Diva aus dem Bilderbuch gibt Ramona Zaharia mit ihrem satten, tiefen Mezzosopran: Große Posen als Fürstin und Rivalin, die kein Pardon kennt, wenn jemand ihr Lieblingsspielzeug entwenden will.

Eine außergewöhnliche Rolle spielt Alexey Zelenkov als Regisseur Michonnet: Seine Liebe zu Adriana verheimlicht er, schützt sie ritterlich und bleibt stets in ihrer Nähe. Er umhüllt sie mit seinem gutmütigen, warm strömenden Bariton. Bravorufe auch für ihn.

Fazit: Ein „Melodramma“ mit viel Gefühl, Ohrwurm-Arien, guten Sängern, verschwenderischen Bildern und Anlehnungen an „good old Hollywood“. Denn Adriana stirbt, als auch ihr Stern zu verglühen droht.

Aufführungen: 22., 26., 29. Mai, 5. Juni. Weitere Termine unter Telefon: 0211/ 89 25 211

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