Aktion Wenn der Theaterplatz zu einem Festival-Schauplatz wird

Theater und Musik statt Drogenszene: So war das erste Kulturfest auf dem Platz am Seidenweberhaus.

 Ein ungewöhnlicher Anblick am Theaterplatz: Neben dem Puppentheater gab es Konzerte umsonst und draußen.

Ein ungewöhnlicher Anblick am Theaterplatz: Neben dem Puppentheater gab es Konzerte umsonst und draußen.

Foto: ja/Andreas Bischof Tel.+49(0)171285

Ein Karussell, ein Orientexpress, ein Spiegelkabinett und ein Hau den Lukas stehen für die Kinder bereit. Das Highlight des „Jetzt tanzen alle Puppen“-Festivals stellt aber natürlich das Puppentheater im Zelt dar. „Das ist wie bei der Augsburger Puppenkiste“, sagt ein Vater zu seiner Tochter und erklärt: „Das sind Marionetten. Die hängen an Fäden und werden von den Leuten bewegt.“ Das freut die Tochter: „Ich habe auch viele Puppen.“ Sie scheint sichtlich gespannt, was sie erwartet. Eine Szene von vielen, die zeigt, was eine Kulturveranstaltung auf dem Theaterplatz verändern kann.

Das Theater Blaues Haus präsentiert zu vier verschiedenen Zeiten das Stück „Sterntaler“, bei dem bis zu 100 Kinder Platz finden. „Direkt bei der ersten Vorführung waren über 70 Kinder da“, zeigt sich der künstlerische Leiter und Koordinator Philip Lethen zufrieden und betont, dass es sich insbesondere um ein Familienevent handelt. So stehen tagsüber eindeutig die Kinder im Vordergrund, während der Abend eher für die Erwachsenen gedacht ist. Dort spielt eine Live-Band und das beliebte Stück „Moby Dick“ wird aufgeführt.

Der Ruf des Theaterplatzes
soll sich verbessern

„Du kannst dir sogar einen Platz aussuchen“, sagt der Betreiber des Karussells zu einem Kind. Anfangs ist am Samstag wenig los auf dem Platz, der ansonsten zumindest in Teilen durch ein ganz anderes Bild geprägt ist: Ordnungsdienst und Drogenszene stehen sich vor dem Seidenweiberhaus sonst täglich gegenüber. Im Rahmen des Konzeptes „Handeln und Helfen“ soll sich der Ruf des Platzes aber verbessern. Eine Maßnahme ist die tägliche Präsenz des Ordnungsdienstes, eine andere sind kulturelle Projekte wie an diesem Wochenende.

Als sich an diesem Samstag nach kurzer Zeit das Wetter bessert, treffen dann auch mehr Besucher ein. Spätestens jetzt rückt das Thema Drogenszene in den Hintergrund. Stattdessen erkunden Kinder den Platz: Bei einem Karussell können die Kleinen unter anderem Pferde, Schweine und sogar Elefanten reiten. „Auf den möchte ich“, ist die fünfjährige Fiona entschlossen und verrät, dass der Elefant ihr Lieblingstier ist. Mit dabei hat sie ihre Oma. „Hier war gestern ja auch schon etwas. Das habe ich zufällig gesehen und wollte heute mit meiner Enkelin mal vorbeikommen“, erzählt sie. Das erste Fazit: Der Jahrmarkt auf dem Theaterplatz sei „eine tolle Idee“.

Dass sich die Besucher wohlfühlen sollen, hat auch bei der „kulinarischen Planung“ eine Rolle gespielt. „Wir haben uns bemüht, extra nur Krefelder Gastronomen zu bekommen“, sagt Philip Lethen und verweist beispielsweise auf „Bratwurst Paule“, den hier so gut wie jeder Bewohner kennt. „Die Leute sollen sich hier wieder wohlfühlen“, erklärt er weiter und verdeutlicht den Gedanken hinter dem Festival, das als Startschuss für weitere Aktionen auf dem Platz gesehen werden kann. „Der Theaterplatz ist ein zentraler Platz, und es soll den Krefeldern wieder bewusst werden, dass das auch ein guter Platz ist.“

Das Innenstadt-Konzept „Handeln und Helfen“ hat das Ziel, den Theaterplatz wieder zu beleben. Dabei geht es nicht nur darum, den Platz freundlicher wirken zu lassen und ihn kulturell aufzuwerten, sondern auch die Drogenszene dort mit ihren Problemen nicht alleine zu lassen. Die Betroffenen sollen nicht einfach verdrängt werden, weshalb in diesem Zusammenhang beispielsweise auch über die Einrichtung eines Drogenkonsumraums nachgedacht wird. Außerdem sollen weitere Veranstaltungen nach dem „Jetzt tanzen alle Puppen“-Festival folgen. „Gemeinsam mit der Stadt gibt es schon einige Ideen“, sagt Philip Lethen. Welche davon auch wirklich umgesetzt werden, verrät er allerdings noch nicht. „Da muss man sich überraschen lassen“, sagt er und lacht. Der Stadtrat hatte Ende vergangenen Jahres als Teil des Haushalts beschlossen, dass 100 000 Euro bereitgestellt werden, mit denen Kulturinstitute ein Programm entwickeln können.

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