Suche nach Pflegeheim in Kaarst Die lange Suche nach einem Pflegeplatz für Demenz-Patientin

Kaarst. · In 32 Einrichtungen wurde Ursula Baum aus Kaarst abgewiesen.

 Ursula Baum am Bett ihrer demenzkranken Tante. Ein Pflegeheim für die 88-Jährige zu finden, war schwierig.

Ursula Baum am Bett ihrer demenzkranken Tante. Ein Pflegeheim für die 88-Jährige zu finden, war schwierig.

Foto: Privat

Im Programm des neuen Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes, das am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist, ist verankert, dass sich der Personalengpass in der Pflege verringern soll – und zwar sofort. 13 000 neue Stellen in der stationären Pflege sollten geschaffen werden, die von den Krankenkassen finanziert werden sollen. Von diesem neuen Gesetz hat Ursula Baum bislang nicht viel gemerkt. Auf der Suche nach einer Pflegeeinrichtung für ihre demenzkranke Tante klapperte die stellvertretende Bürgermeisterin 32 Pflegeheime ab – ohne Erfolg. Dank der Heimfinder-App für den Rhein-Kreis Neuss hat sie nun aber doch einen Platz gefunden – in Korschenbroich.

Der Weg dorthin war schwierig. Ihre 88-jährige Tante wurde nach einem Sturz in ein Krankenhaus in Koblenz eingeliefert. Schnell war klar, dass sie nicht mehr nach Hause kommt. Vergangenen Dienstag war Baums Tante plötzlich nur im Nachthemd auf der Straße aufgelesen worden. Tags darauf machte quartierte sich Baum in dem Koblenzer Krankenhaus ein. „Wieso sie alleine das Krankenhaus verlassen konnte, verstehe ich bis heute nicht“, sagt sie.

Auf der Suche nach einem Heimplatz benutzte Baum die App einer Krankenkasse. „Leider konnte ich da keine Filter einstellen und sie zeigte mir Heime in ganz Deutschland an“, sagt Baum, die somit alle potenziellen Pflegeeinrichtungen abtelefonierte, um zu fragen, ob noch ein Platz frei ist. Vergebens. Aber Aufgeben war – und ist – für Baum keine Option, also machte sie bei Facebook mobil. Mit Erfolg. „Der Landrat hat mich angerufen und mir die Heimfinder-App des Rhein-Kreises empfohlen“, sagt sie. Und diese hat ihr das gewünschte Ergebnis gebracht.

Vorwürfe will Baum
niemandem persönlich machen

„Hier konnte man nach freien Plätzen filtern, und schließlich haben wir ein Heim in Grevenbroich gefunden.“ Da dieses eine Schwester-Einrichtung in Korschenbroich hat, setzte Baum alles daran, ihre Tante dort unterzubringen. Und das hat auch geklappt.

Nach dieser Odyssee ist die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Kaarst nun froh, eine geeignete Unterkunft gefunden zu haben. „Dort ist meine Tante sicher, weil die Tür nur mit einem Code aufgeht“, sagt sie. Vorwürfe will Baum aber niemandem persönlich machen. „In unserem System stimmt einfach etwas nicht, das ist ein akutes Problem. Und es wird noch schlimmer, die Generation des Baby-Booms kommt erst noch“, sagt sie. In den kommenden Jahren werden wegen der geburtenstarken Jahrgänge in den 1960er Jahren immer mehr Menschen auf einen Pflegeplatz angewiesen sein. „Die Leute wollen ihre Verwandten ortsnah in einem Heim unterbringen, und das wird immer schwieriger“, so Baum. Auch, weil die Pflegekräfte für die Arbeit, die sie leisten, viel zu wenig verdienen. „Ich glaube, dass man die Pflegekräfte vor allem finanziell mehr wertschätzen sollte“, sagt Ursula Baum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort