Hintergrund Riccardo Morandi: Posthume Kritik an geehrtem Ingenieur

Berlin (dpa) - Nach dem Brückeneinsturz von Genua rücken auch die anderen vom Ingenieur Riccardo Morandi (1902-1989) geplanten Brücken in den Blick. Wie ist ihr Zustand?

Hintergrund: Riccardo Morandi: Posthume Kritik an geehrtem Ingenieur
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Experten betonen immer wieder die große Rolle der Wartung für den Zustand von Brücken. Auch ist heutzutage die Verkehrslast viel höher als sie in der Planungszeit älterer Brücken war. Gleichwohl sind schon einige von Morandis Bauwerken in die Kritik geraten.

Der Italiener galt als Meisteringenieur, der sich auf Brücken und Kinogebäude spezialisierte. Die TU München verlieh ihm 1979 die Ehrendoktorwürde. Mehr als zehn Brücken plante er, mehrere in Italien, aber auch Riesenprojekte in Libyen oder Venezuela.

Im Westen von Venezuela überspannt die rund 8,6 Kilometer lange General-Rafael-Urdaneta-Brücke den Maracaibo-See. Im April 1964 riss ein Öltanker zwei Stützpfeiler ein. Sieben Menschen, die über die Brücke fuhren, kamen dabei ums Leben. Es wurden auch Stimmen laut, die den Planern vorwarfen, die Möglichkeit einer solchen Kollision nicht bedacht zu haben. Die Brücke ist heute wieder in Betrieb.

In Kolumbien baute Morandi in den 1970er Jahren nahe der Hafenstadt Barranquilla die Pumarejo-Brücke über den Magdalena-Fluss. Aufgrund ihres Designs steht die Brücke schon länger in der Kritik, weil sie recht niedrig ist und damit die Durchfahrt großer Schiffe verhindert.

Auch der Polcevera-Viadukt in Genua stand schon vor seinem Einsturz in der Kritik. Bereits vor zwei Jahren forderte Antonio Brencich, ein Experte der örtlichen Universität, in einem Interview den Neubau. „Wir sollten es wie bei einem Auto betrachten: Wenn man es regelmäßig reparieren muss, dann sollte man sich ein neues kaufen“, bekräftigte er nun angesichts des Unglücks.

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