Auf dem Jüdischen Friedhof Erinnerung an Holocaust-Opfer

Vorst. · 60 Bürger kamen am Sonntag zum Jüdischen Friedhof in Vorst.

 Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen sprach am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Jüdischen Friedhof in Vorst.

Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen sprach am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Jüdischen Friedhof in Vorst.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Fast ein Menschenleben ist es her, dass die Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz, des größten Vernichtungslagers des NS-Regimes, von Soldaten der Roten Armee befreit wurden. Auf den Tag 74 Jahre später gedachten am Sonntag etwa 60 Bürger, darunter auch einige Jugendliche, auf dem jüdischen Friedhof in Vorst der Opfer und der Überlebenden. Initiiert hatte den jährlichen Gedenktag der Alt-Bundespräsident Roman Herzog im Jahr 1996.

Bürgermeister Thomas Goßen erinnerte sich in seiner Rede an einen Besuch auf einem französischen Soldatenfriedhof. „Das Meer von Kreuzen ist ein Ort des Scheiterns“, sagte Goßen, die Mitmenschlichkeit sei gescheitert und in Krieg und Gewalt ausgeartet. Eigentlich seien Friedhöfe Orte für persönliche Trauer und „für das Gedenken an Menschen, die wir geliebt, mit denen wir gelebt haben“. In Vorst aber fehlten die Gräber und die Menschen, die zu Grabe getragen wurden.

Anfang der 1940er-Jahre wurden die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof eingesammelt und für den Neubau der Leichenhalle des Gotthardus-Krankenhauses verwendet. Schon seit der Einweihung des Friedhofs 1861 waren die Grabstätten immer wieder Verwüstungen zum Opfer gefallen. Grabsteine wurden umgekippt, auf Gräbern herumgetrampelt.

1939 gab es die letzte
Bestattung auf dem Friedhof

Die letzte Bestattung fand im Februar 1939 statt. Es war die Beerdigung von Jakob Katz, den Nazis in der Reichspogromnacht die Treppe herunter geschubst hatten und dessen Haus sie verwüsteten. Monate später starb Katz an seinen Verletzungen.

An ihn und an die jüdische Familie Horn, die in jener Nacht einen ähnlichen Albtraum erlebt hatte, erinnerte Bernd Paetzold, Pfarrer der evangelischen Kirche Anrath-Vorst, in seiner Rede. „Es begann mit einem Hausfriedensbruch“, sagte Paetzold, „und endete im Massenmord“. Auschwitz sei ein Synonym für den Massenmord der Nazis an den Juden, und es sei wichtig, sich auch 74 Jahre danach zu erinnern. „Das ist die beste Versicherung gegen eine Wiederholung.“

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