Wülfrath Kirche in Schöller erhält Frischzellenkur

Wülfrath/Haan. · Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Gruiten-Schöller muss für die aufwendige Sanierung rund 870 000 Euro bezahlen.

 Der Holztunnel soll die Kirchgänger vor herabrieselndem Gestein schützen.

Der Holztunnel soll die Kirchgänger vor herabrieselndem Gestein schützen.

Foto: Schümmelfeder

Wer mehr als 800 Jahre auf dem Buckel hat, der darf auch schon mal mit dem einen oder anderen Zipperlein daherkommen. Deshalb nimmt es der altehrwürdigen Schöllerkirche niemand wirklich übel, dass sie vor Monaten damit begann, ihren Putz von den Wänden rieseln zu lassen. Wie soll man sonst darauf aufmerksam machen, dass es da etwas gibt, wo dringend Hand angelegt werden müsste? Ach ja, da war auch noch diese Drohne, die über ihr kreiste, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Diesem modernen Vehikel kann man ohnehin nichts vorgaukeln und deshalb ist jetzt klar: Das Gemäuer ist in die Jahre gekommen, mit einem Eimer voller Putz ist das nicht zu machen.

Gemeinde hat verkündet, sich
von Kirche trennen zu wollen

Mit ängstlichem Blick dürfte sie derweilen hinüber geschaut haben nach Wülfrath zu St. Barbara. Deren Bänke waren schon länger leer geblieben, Messen hatten kaum noch stattgefunden. Nun hat die katholische Gemeinde verkündet, sich von der Kirche trennen zu wollen.

Das alles hätte auch der Schöllerkirche drohen können – schließlich ist die Evangelisch-reformierte Gemeinde mitten im Umbruch, um sich vollends der reformierten Gemeinde in Gruiten anzuschließen. Und deren Pfarrer Hanno Nell hatte offenbar schon länger geahnt, dass man irgendwann Hand anlegen müsse am Gemäuer der Nachbargemeinde. Damals habe ihm das niemand so recht glauben wollen, und dennoch sei für ihn klar: „Über das Aufgeben der Kirche denken wir nicht nach.“

Ein solch klares Bekenntnis zu einer Kirche scheint in Zeiten wie diesen längst keine Selbstverständlichkeit mehr zu sein. Der Zeitpunkt dafür hätte auch passender nicht sein können – in der Schöllergemeinde dürfte es jedenfalls für Aufatmen gesorgt haben.

Mittlerweile steht ein Holzaufbau vor dem Eingang, um die Besucher vor herunterrieselndem Putz zu schützen. Eine Architektin hat damit begonnen, die Schäden zu begutachten und die Sanierung zu planen. Die Aufhängung der Glocken ist in die Jahre gekommen, einige der Kalksteine sind gebrochen, und auch am Dach des Kirchenschiffs hat der sprichwörtliche Zahn der Zeit genagt.

„Die Gruitener haben natürlich erst mal geschluckt, sie sind ja nun mit verantwortlich“, räumt Superintendent Jürgen Buchholz ein. Sei man anfangs von Kosten jenseits der 500 000 Euro ausgegangen, so liege der Kostenvoranschlag mittlerweile bei 870 000 Euro. „Das übersteigt die Rücklagen aus dem Baubereich bei weitem“, sagt Buchholz. Man schaue nun jedoch hoffnungsvoll nach vorne auf das Jahr 2020, in dem mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden soll. Das macht auch der Förderverein der Schölleraner Kirchengemeinde, in dessen Satzung früher stand, die dortige Pfarrstelle zu erhalten.

Die wiederum ist bereits seit Sommer 2017 unbesetzt, nachdem die Landeskirche einen Antrag auf Fortführung abgelehnt hatte. Nun habe man den Vereinszweck auf die Erhaltung der Kirche und des Umfeldes ausgerichtet. „Damit unser Beitrag nicht einfach nur in der Anonymität einer großen Summe aufgeht, werden wir einzelne Projekte finanziell unterstützen“, kündigt Jürgen Fritz vom Förderverein an. Im kommenden Jahr will die Gemeinde diverse Förderanträge stellen, um die Sanierung finanziell stemmen zu können.

Anfangszeiten der Gottesdienste haben sich ebenfalls geändert

Die Fusion der Gemeinden gilt seit 1. Januar. Außer dem Namen ändern sich auch die Gottesdienst-Zeiten. Sonntags wird um 9.30 Uhr in Schöller und um 11 Uhr in Gruiten Gottesdienst von den Gläubigen gefeiert.

Im Jahr 1817 erließ der damalige preußische König Friedrich Wilhelm III., ein reformierter Christ, dessen Untertanen aber mehrheitlich der lutherischen Konfession angehörten, einen Aufruf zur Vereinigung der reformierten und lutherischen Gemeinden zu einer „unierten“ Kirche. Die Abgrenzungen zwischen den evangelisch-reformierten und den evangelisch-lutherischen Christen schienen ihm unzeitgemäß, die unterschiedlichen Lehrauffassungen zwischen Lutheranern und Reformierten unwesentlich zu sein. Gruiten war davon eigentlich nicht betroffen, denn hier gab es keine lutherische Gemeinde. Erst 1822 mussten sich die Gruitener mit der „Union“ befassen. Auslöser war der bevorstehende Zusammenschluss der evangelischen Gemeinden in Mettmann. Zu einer Zusammenkunft erschienen nur drei Lutheraner, „die die Erklärung von sich gaben, daß sie sich in gar Nichts einlaßen könnten“. Dies wurde erst 1835 schriftlich bestätigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort