Gabriela Montero beim Schumannfest

Die venezolanische Pianistin begeisterte das Publikum in der Tonhalle. Dies gelang ihr mit ihren eingängigen Improvisationen _ ein Markenzeichen.

 Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero gastierte zum Schumannfest in der Tonhalle.

Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero gastierte zum Schumannfest in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner Fotografie/Susanne Diesner - Photography fo

Im Programmheft zu Gabriela Monteros Auftritt beim Schumannfest in der Tonhalle ist nachzulesen, dass sie etwas könne, was die meisten anderen Pianisten nicht können: Improvisation. Nun, da muss man Bedenken anmelden, denn zu konstatieren, dass die meisten Pianisten nicht improvisieren können, ist Übertreibung. Dafür muss nicht erst in die Sphäre des Jazz geäugt werden, wo Improvisation, das Schöpfen von musikalischem Sinn aus dem Moment heraus, zum guten Ton gehört. Was Montero allerdings hervorhebt, ist, dass die venezolanische Meisterschülerin von Martha Argerich – sie soll sie dazu ermuntert haben dieses Talent auch öffentlich zu zeigen – einen Großteil ihrer (klassischen) Klavierabende mit Improvisationen füllt, es zum bejubelten Markenzeichen gemacht hat.

Wenngleich auch jetzt Improvisieren im Mittelpunkt stand, waren weitere Schwerpunkte auch zwei große Klavierzyklen Schumanns. Kinderszenen op. 15, die sie als Auftakt spielte und schließlich nach der Pause, vor ihren freien Improvisation nach vom Publikum vorgeschlagenen Motiven, die Kreisleriana op. 16. Als Intermezzo rückte auch noch Chick Coreas „Children´s Songs“ in den Fokus, die sich aber mit zwischen Bartókschem Geist und Jazz changierendem Duktus als wenig originell erwiesen.

So sehr Montero das Publikum mit ihrer Art begeistern kann und für hörenswerte Momente sorgt, blieb vor allem bei der Kreisleriana ein zwiespältiges Gefühl. Verschwommen, zu wenig Ausformung der innermusikalischen Struktur und die Tendenz, sonderbar unintuitive Akzente zu setzen, die sich auch bei den Kinderszenen zeigten. Dieses Phänomen scheint eine Angewohnheit zu sein, die in Zusammenhang mit ihrem besonderen auf „Nachdruck“ getrimmten Anschlag steht. Improvisieren, wie etwa in ihren „Scenes from my Childhood“, wenngleich mit epigonaler Verkleidung – man spürt, dass sie gerne auf Erinnerungsmuster zurückgreift, um ihren spontanen Erfindungen Struktur zu geben – scheint ihr wirklich mehr zu liegen.

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