Ein Tag im Düsseldorfer Bergland

Das Rotthäuser Bachtal gehört zu Düsseldorf und liegt doch vollkommen abseits der Großstadt. Eine grüne Idylle aus Wäldern und Wiesen in Hanglage sowie Bächen und Teichen, in die der Eisvogel taucht.

 Ein Hauch von Allgäu: Der Blick fällt auf einen der Höfe im Rotthäuser Bachtal. Die Wiesen auf der westlichen Seite sind nicht so steil wie die Hänge im Osten.

Ein Hauch von Allgäu: Der Blick fällt auf einen der Höfe im Rotthäuser Bachtal. Die Wiesen auf der westlichen Seite sind nicht so steil wie die Hänge im Osten.

Foto: ale

Gerade einmal 6,2 Kilometer Luftlinie ist der Rotthäuser Bach vom Düsseldorfer Hauptbahnhof entfernt. Und doch erinnert in diesem 108 Hektar großen, grünen Tal nichts mehr an das Gewusel der Großstadt. Bei einer Wanderung oder auch nur einem Spaziergang durch das seit 35 Jahren naturgeschützte Gebiet lässt es sich herrlich der Welt abhanden kommen. Losgehen. Durchatmen.

Die Wanderung Knapp zehn Kilometer lang ist der hier empfohlene Weg, der auf einem Rundkurs (1) durchs gesamte Rotthäuser Bachtal führt. Aber natürlich sind auch nur kurze Abstecher und Spaziergänge von vielen Stellen aus möglich. So lässt sich das Auto etwa am Restaurant Kaisershaus am östlichen Rand des Tals abstellen, oder auch am Sauerweg an einem westlichen Eingang.

Hier empfohlen wird jedoch der Start- und Endpunkt in Gerresheim an der Quadenhofstraße, von wo aus auch ein Besuch der rund 800 Jahre alten Basilika St. Margareta möglich ist (vom Düsseldorfer Hauptbahnhof aus mit dem Bus 738 in 25 Minuten zum Gerresheimer Rathaus oder mit S8 und U73).

Zunächst geht es am Gerresheimer Waldfriedhof vorbei hinauf in den Wald, wo sich an einigen Stellen ein toller Ausblick auf die Stadt bietet. Immer den Markierungen mit einem Quadrat folgend geht es nach einigen Aufs und Abs hinunter ins Tal und über den Bach. Dem ist nun nach Norden zu folgen, auf der östlichen, steilen Seite des Tals. Auf diesem Stück sind feste Schuhe, ja, eigentlich sogar Wanderschuhe, gefragt. Ganz schön steil und oft schlammig geht es zu. Aber immer wieder bieten sich auch Aussichten auf die Höfe und weitläufigen Wiesen auf den flacheren, westlichen Hängen. Das Allgäu Düsseldorfs.

Schließlich gilt es, einer Raute mit der Zahl drei zu folgen. Erst hinter einigen Fisch-Teichen, die den Bach unterbrechen, biegt der Weg nach Osten ab (man kann auch noch weiter laufen oder früher abbiegen) und führt zurück am Pillebach entlang.

Auch wenn der Weg nicht immer leicht zu finden ist: Es führen mehrere Routen zum Ziel und die Orientierung ist dank der Bachläufe gut möglich. Mehr Infos und GPS-Track als Download im Internet (Stichwortsuche: Rotthäuser Bachtal):

Zum Mountainbiken Neben Wanderern zieht das Tal übrigens auch Mountainbiker an. Abseits der Hauptwege finden sich zahlreiche schmale „Rinnen“, auf denen es steil auf und rasant bergab geht, über Wurzeln und durch Pfützen, recht anspruchsvolles Terrain also. Genauere Streckenempfehlungen gibt es im Internet. Etwa hier, mit Download der Route für GPS-Tracking :

Die Natur Das Tal zeichnet sich durch Artenreichtum aus. Eisvogel, Schwarzspecht und Wespenbussard sind hier zu Hause, genau so wie Teichrohrsänger, Rohrammer und Libellen wie die „Blaugrüne Mosaikjungfer“. Selbst nach der „Roten Liste“ bedrohte Pflanzen finden sich laut Stadt am Wegesrand: Riesen-Schachtelhalm etwa und die Brunnenkresse. Neben Erle, Esche, Buche und Weichholzaue machen die Streuobstwiesen entlang des Sauerwegs die Vielfalt der Bäume im Tal aus. All das ergibt eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, ein Eindruck, der durch die beiden unterschiedlichen Talseiten noch verstärkt wird. Die weiten Wiesen rund um die Höfe stehen den steilen Hängen im dichten Wald gegenüber.

Zum Rasten Zwei Lokalitäten bieten sich für eine Einkehr an. Das Restaurant Kaisershaus (2) an der Erkrather Landstraße 82 am östlichen Rand des Tals bietet einen Biergarten mit Waldblick, kleinem Spielplatz und Hausmannskost von Schnitzel über Wild bis Pfannkuchen auf der Karte (11.30 bis 21 Uhr).

Ein Spitzenrestaurant mit etwas höheren Preisen findet sich auf der anderen Seite des Tals: Das „Reinhardt’s“ auf Gut Moschenhof (3), Am Gartenkamp 20, mit Michael Reinhardt in der Küche. Hier gibt es aber auch ein preisverträglicheres Mittagsmenü, drei Gänge für 27 Euro. Und samstags und sonntags wird von 14.30 Uhr bis 17 Uhr auch Kaffee und Kuchen angeboten. Sehr schön genießen lässt sich das etwa auf der Terrasse des Restaurants, während aus den Stallboxen ringsherum die Pferde herausgucken (Montag und Dienstag Ruhetag, Mittwoch bis Samstag keine Küche zwischen 14 und 18 Uhr). Für Kinder gibt es Sandkasten und Spielecke direkt am Haus und eine eigene Speisekarte.

Der Einkauf Auf dem Rückweg bietet sich nach der Einkehr der Besuch eines Bauernhofs an. Zu empfehlen ist hier der Trotzhof (4) am Rotthäuser Weg 104, da es sich im Hofladen prima einkaufen lässt, allerdings nur donnerstags und freitags von 8 bis 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr. Wer das Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert betritt, trifft dann meist auf Margarete Roßkothen, die den kleinen Laden führt, während ihr Sohn Matthias Roßkothen das Feld bestellt und sich um die rund 5000 Hühner kümmert. Die Eier im Laden kommen also vom Hof selbst, Obst und Gemüse von Bauern aus der Nachbarschaft. Hinzu kommen etwa Forellen aus Winterberg und Wurstwaren aus Kaarst. Hauptsache aus eigener Herstellung.

Die Sehenswürdigkeit Klar, eigentlich ist das Tal die Attraktion. Dennoch findet sich am Wegesrand sogar eine klassische Sehenswürdigkeit, auf die auf der Autobahn 3 (Anschlussstelle Mettmann) mittlerweile sogar mit einer so genannten „touristischen Unterrichtungstafel“ hingewiesen wird. „Basilika St. Margareta“ (5) steht darauf (Gerricusstraße 9). Papst Johannes Paul II. hatte der rund 800 Jahre alten Kirche (etwas älter als der Kölner Dom also) aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik mit ihrem achteckigem Turm 1982 den Titel „Basilica minor“ verliehen. Sehr schön sind zum Beispiel die Ausmalungen der Apsis, aus der Zeit der Erbauung der Kirche. Zu sehen gibt es auch den Gerricus-Sarkophag, der vor 750 Jahren aus einem einzigen Block vulkanischen Gesteins (Trachyt) gemeißelt wurde. Ob die Gebeine in der Tumba tatsächlich von Edelmann Gerricus stammen, ist jedoch offen.

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