Grefrath. Ein schöner Tag im Freilichtmuseum Grefrath

Grefrath. · Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath ist der Tagesausflug schlechthin. Vor allem für die jüngeren Besucher hat der Kreis Viersen als Betreiber in den vergangenen Jahren viel Neues entwickelt.

 Herzstück des Niederrheinischen Freilichtmuseums ist die Dorenburg. Darin richtet der Kreis Viersen regelmäßig Sonderausstellungen aus.

Herzstück des Niederrheinischen Freilichtmuseums ist die Dorenburg. Darin richtet der Kreis Viersen regelmäßig Sonderausstellungen aus.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Sommerferien – ob im Urlaub oder Zuhause, viele Familien verbringen diese Zeit gemeinsam. Findet diese in den eigenen vier Wänden statt, so stellt sich immer wieder die Frage: Was machen wir heute? Schließlich sollen alle Bedürfnisse der Familienmitglieder befriedigt werden. Und da bietet das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath so einiges.  Das Museum im Kreis Viersen zeigt das Leben und Arbeiten am Niederrhein vor der Industrialisierung. Es gibt drei Hofanlagen, mehrere Gebäude zur Präsentation niederrheinischer Handwerksberufe, ein Museum mit historischem Spielzeug sowie zahlreiche Objekte bäuerlicher Lebens- und Arbeitskultur. Dazu leben Kaltblüter, Esel, Hühner, Gänse und Enten auf dem Gelände.

Für die Ferienzeit haben sich Museumsleiterin Anke Petrat und ihr Stellvertreter Kevin Gröwig einige Extra-Aktionen einfallen lassen. So ist mit Peter Hormann ein Landwirt und Maschinenbauer auf dem Gelände unterwegs, der einerseits mit der Sense mäht oder Zäune baut – so wie es früher üblich war – und andererseits gerne sachkundig Auskunft über Mähmaschinen und andere landwirtschaftliche Geräte gibt, die in den verschiedenen Anlagen zu sehen sind.

Beobachten können die Besucher auch eine Weberin, die in der Anlage mit dem Namen Rasseln spinnt. Dort wird die Flachsproduktion dargestellt. Passend dazu wurde ein Färbergarten angelegt, in dem 20 Pflanzen zu finden sind, die zum Färben benutzt wurden. In der Nähe befindet sich die Miertzkate. Ein Häuschen aus dem Herzen Grefraths, das Stück für Stück im Museum aufgebaut wurde und nun das ärmliche Leben der Bevölkerung mit Exponaten und Texten beschreibt.

Schon 110 nach Christus wurde Hochprozentiges gebrannt. Wie aus Korn und Obst Schnaps hergestellt wurde, erfährt der Wissensdurstige in der Kornbrennerei. Gleich gegenüber steht eine Sägevorrichtung, in der richtig dicke Stämme zerkleinert wurden.

Blick in die Gerberei: Wie
aus Tierhäuten Leder wurde

Zumindest für den Geruchssinn ist es gut, dass die Gerberei nicht mehr in Betrieb ist. Es wird „nur“ detailgetreu nachgestellt, wie aus Tierhäuten Leder wurde. Bis 1973 war die Gerberei noch in Moers im Einsatz, bevor sie im Freilichtmuseum aufgebaut wurde. Direkt daneben wurde das Spritzenhaus aus Kempen-Voesch aus dem Jahr 1779 mit einem alten Feuerwehrwagen aufgebaut.

Mittwochs zwischen 11 und 14 Uhr gibt es eine Sprechstunde. Und zwar von der museumseigenen Kräuterhexe Jenny Hengsten. Während sie im Garten in der Hofanlage Rasseln arbeitet, gibt sie gerne Tipps zu den einzelnen Kräutern und wie sie zubereitet werden können. Und sollte jemand ein Kraut im Garten haben, dass er nicht benennen kann, so weiß eventuell die Kräuterhexe worum es sich handelt.

Auch ein Bienenhaus mit Völkern gibt es auf dem Gelände. Dort sind die Imker samstags in ihren „Astronautenanzügen“ aktiv. Auch sie geben ihr Wissen gerne weiter. Wie auch den selbstgeschleuderten Honig, der im Tante-Emma-Laden verkauft wird. Dieser wird vom Nettetaler Verein „Kindertraum“, der sich um behinderte Menschen kümmert, geführt. Selbstgebackener Kuchen, Eis, Kaffee, Süßigkeiten und mehr werden dort verkauft. Angeboten wird auch das sogenannte Dorenburgbrot, das im eigenen Backhaus entsteht.

Seinen Namen hat das Brot vom Hauptgebäude des Freilichtmuseums, der Dorenburg. Sie ist bis heute von Wasser umgeben. Ihre Geschichte geht auf das Jahr 1326 zurück. Gezeigt werden bürgerliche und adelige Wohnkultur. Und immer wieder Sonderausstellungen. Im Moment ist das Thema in der ersten Etage die Geschichte der Dampfmaschine im Kinderzimmer.

Eine spielerische Reise durch
die vergangenen 150 Jahre

Im weitesten Sinne geht es im Spielzeugmuseum ebenfalls ums Kinderzimmer. Nämlich um das, was in den vergangenen Jahrzehnten drinnen und draußen so gespielt wurde. Es gibt 700 Spielzeuge aus 150 Jahren zu bestaunen.  Und eine Modelleisenbahn-Anlage mit 250 Metern Schienen auf einer Fläche von 50 Quadratmetern. Die Fleischmann-Loks und Waggons der Spur H0 bewegen sich auf Knopfdruck und ziehen ihre Bahnen durch eine liebevoll gestaltete Miniaturwelt.

Wer so viel entdeckt hat, der muss sich zwischendurch mal ausruhen. Dazu gibt es auf dem Gelände viele Plätze, die auch zu einem Picknick einladen. Wer kein Selbstversorger ist, der wird im „Pannekookehuus“ fündig. Süße und herzhafte Pfannkuchen sind die Spezialität. Aber auch andere Gerichte stehen auf der Speisekarte.

Direkt neben dem „Pannekookehuus“ befindet sich eine Bügelbahn. Dort können nach alter, fast ausgestorbener niederrheinischer Tradition dicke Kugeln mit einer Art Paddel durch Bögen gestoßen werden.

Ihrem Spieltrieb können die jüngsten Besucher schon direkt hinter dem Eingangsgebäude nachgehen. Hölzerne Tausendfüßler warten auf wagemutige Reiter, während sich die Eltern einen Bollerwagen (gegen eine Leihgebühr) schnappen können, um Kind und Gepäck übers Gelände zu ziehen. Der nächste Spielplatzhalt wäre dann die Santa Maria, benannt nach Kolumbus’ Schiff, mit dem er Amerika entdeckt hat. Das Holzschiff verfügt unter anderem über Ankerkette, Wackelbrücke und ein großes Netz.

Ums Spielen geht es auch bei der Museums-App, die man sich an der Kasse herunterladen kann. Das Thema: Aberglaube. Dazu gibt es eine Version für Kinder und Familien und eine „verschärfte“ für Erwachsene. Wer mehr analog spielen will, der kann ebenfalls an der Kasse ein Blatt mit der Museums-Rallye aushändigen lassen.

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