Windows auf dem Mac - Virtuelle Maschinen helfen

Berlin (dpa/tmn) - Der Wechsel vom Windows-PC zum Mac bereitet Privatanwendern kaum noch Probleme. Viele aber würden gern bestimmte Windows-Programme weiter nutzen. Dafür gibt es virtuelle Maschinen, die inzwischen auch Computerspiele zum Laufen bringen.

Drei Wege führen zu Windows auf dem Mac: Bootcamp, Parallels Desktop und Fusion. Bootcamp ist ein Werkzeug von Apple, mit dessen Hilfe man statt des Mac-Systems Windows, aber auch andere Betriebssysteme wie Linux installieren und starten kann. Mit den beiden anderen Programmen kann man Windows oder Linux und Mac-System nebeneinander verwenden. Um das Microsoft-System auf einem Mac laufen zu lassen, benötigt man in jedem Fall eine gültige Windows-Lizenz.

Experimentierfreudige Nutzer können diese Hürde umgehen, indem sie die Developer Preview, eine frühe Testversion, von Windows 8 installieren. Die Virtualisierungssoftware Parallels Desktop bietet in ihrer aktuellen Version 7 bereits einen direkten Link dazu. Dieses Windows-System wird dann ohne weitere Registrierung oder Eingabe eines Lizenzcodes installiert. „Windows 8 ist ein sehr spannendes Thema für uns“, sagt Parallels-Manager Alexander Pantos. „Nach der Ein-Klick-Installation fühlt man sich auch in der neuen ungewohnten Windows-8-Umgebung schnell zurecht.“

Die Konkurrenzsoftware Fusion der Softwarefirma VMWare unterstützt ebenfalls die Einrichtung von Windows 8 auf dem Mac. „Wir wollen es für Windows-Anwender möglichst einfach machen, die Plattform zu wechseln“, sagt VMWare-Manager Holger Temme. Dazu gehört auch das ständige Bemühen, die Leistung der virtuellen Maschinen zu verbessern. Diese sei noch nicht ganz so gut wie ein Windows mit der Nutzung von Bootcamp, räumt Temme ein. „Aber wir sind schon nahe dran.“

Für Office-Anwendungen reicht die Power der virtuellen Windows-Maschinen allemal aus. Erst wenn auch Windows-Spiele auf dem Mac laufen sollen, kann es eng werden. Für Fusion in der aktuellen Version 4, sagt Temme, werde die große Masse der 3D-Anwendungen mit OpenGL 2.1 und DirectX 9 inzwischen unterstützt. Die virtuelle Maschine komme auch mit den meisten Spielen zurecht, „wenn man nicht gerade die allerneuesten Spiele nimmt, die auch einen Windows-PC an seine Grenzen bringen“.

Ähnlich äußert sich auch Parallels-Manager Pantos. Er empfiehlt, bei Spielen die Konfiguration auszureizen und dem virtuellen PC möglichst viel Prozessorkerne und RAM zu spendieren. Bei einem Mac mit vier Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher könne man der virtuellen Maschine maximal drei GB zuweisen, erklärt Pantos. Ein Gigabyte und mindestens einen Prozessorkern brauche der Mac noch zum Arbeiten. Auch den Grafikspeicher der virtuellen Maschine kann man tunen, indem man den Schieberegler vom Standardwert 256 Megabyte auf ein GB zieht.

Die virtuelle Maschine stellt sich für den Mac als eine einzige Datei dar, die sämtliche installierten Windows-Programme und auch die gespeicherten persönlichen Daten umfasst. Um diese Datei vor fremdem Zugriff zu schützen, hat Fusion jetzt eine Möglichkeit integriert, diese Datei zu verschlüsseln.

Einen Schutz vor Schadsoftware bietet die Virtualisierung nicht - über die Internet-Verbindung ist das Windows-System denselben Gefahren ausgesetzt wie auf dem PC. Deshalb ist ein geeigneter Virenschutz erforderlich. Sowohl beim Parallels Desktop als auch bei Fusion ist eine einjährige Lizenz für einen Virenschutz enthalten. Die Datensicherung der virtuellen Maschinen ist aber noch bequemer als auf dem PC, weil lediglich eine Datei gesichert werden muss. Beide Anbieter haben auch eine Snapshot-Funktion integriert, um einfach zu früheren Systemzuständen zurückzukehren.

Ein weiterer Vorteil der Virtualisierung besteht darin, dass auch ältere Windows-Versionen unterstützt werden - für Bootcamp stellt Apple bei neuen Notebooks keine Treiber mehr für XP oder Windows Vista bereit. Dafür ist Bootcamp schon kostenlos im Mac-System mit dabei, während Fusion und Parallel Desktop erst gekauft werden müssen. Fusion 4 gibt es im Online-Handel zu Preisen ab etwa 36 Euro, Parallels Desktop 7 ab etwa 55 Euro. Beide Programme können zunächst für einige Wochen kostenlos getestet werden.

Wer als Mac-Anwender längere Zeit am Stück nur mit Windows-Software arbeitet, sollte sich überlegen, eine Bootcamp-Partition auf der Festplatte einzurichten. Weil Windows mit Bootcamp nicht auf der Mac-Plattform aufsetze, sondern den Rechner nur für sich nutze, arbeite das Betriebssystem deutlich schneller als in einer virtuellen Maschine, erklärt Chris Wiles im britischen Technik-Portal V3. Zwei weitere Vorteile bietet Bootcamp: Es ist einfach zu installieren, und es ist als Bestandteil des Mac-Betriebssystems kostenlos.

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