Wikipedia-Gründer Wales glaubt an Freies Wissen

Hamburg (dpa) - Jimmy Wales ist ständig unterwegs. Einen Großteil des Jahres reist er um den Globus, stets in der Mission, das gesamte Wissen der Menschheit jedem frei zugänglich zu machen. „Künftig wird Wikipedia immer globaler“, sagt der 44-Jährige.

„Wir stehen vor einem riesigen Wachstum, was die Entwicklungsländer betrifft.“ Im Januar 2001 rief der Amerikaner die Online-Enzyklopädie Wikipedia ins Leben. Zehn Jahre später sind dort rund 17 Millionen Artikel in mehr als 260 Sprachen verfügbar. Mit mehr als einer Million Einträge ist die deutsche Wikipedia-Gemeinde die zweitgrößte der Welt.

Wales kam 1966 in Alabama als Sohn eines Gemischtwarenhändlers und einer Lehrerin zur Welt. Bereits als kleiner Junge hatte er einen enormen Wissensdurst und schmökerte in Nachschlagewerken wie der Brittannica oder der World Book Encyclopedia. Unterrichtet wurde er zunächst von seiner eigenen Mutter, deren Privatschule nach dem Montessori-Prinzip geführt wurde. Später studierte Wales, der von seinen Freunden Jimbo genannt wird, Finanzwissenschaften und arbeitete einige Jahre als Händler an der Börse in Chicago.

Seine große Leidenschaft sind Computer. Seit den Anfangstagen sei er Internetsüchtig und Computer-Codes habe er aus Zeitvertreib geschrieben, heißt es auf der englischen Wikipedia-Seite. 1996 gründet er die Internetfirma „Bomis“ über die er Erotik-Bilder im Netz verkaufte. Er verfolgte aber weiter seine Idee eines offenen Lexikons im Internet. 2000 rief er gemeinsam mit Larry Sanger das Online Informations-Projekt Nupedia ins Leben.

Dank der sogenannten Wiki-Software, die jedem Nutzer einen sofortigen Zugriff ermöglicht - auch als Autor oder redigierendem Lektor - entstand ein Jahr später das Folgeprojekt Wikipedia. Das heutige Erscheinungsbild entspreche ungefähr dem, was er damals im Sinn hatte, erklärt Wales in Herbst 2010 in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. „Aber natürlich ist sie viel größer und viel populärer, als ich dachte.“

Kann man also sagen, dass Wikipedia die Welt anders und Wales zu einem reichen Mann gemacht hat? „Ich hoffe, dass die Welt ein kleines bisschen besser geworden ist.“ Und was das Finanzielle betrifft: „Die Seite sind werbefrei, und das soll auch so bleiben“, erklärt Wales. Aber er habe ja noch sein Internet-Dienstleistungsunternehmen Wikia. Das habe sich gut entwickelt und sei profitabel. „Vielleicht macht mich das reich!“

Wales ist Anhänger der objektivistischen Philosophie von Ayn Rand und ein passionierter Schachspieler. Die Weltanschauung der US-amerikanischen Bestseller-Autorin und Philosophin Rand geht von einer Realität aus, die der Verstand mit den "richtigen" Methoden zu erkennen in der Lage ist.

Von seiner zweiten Ehefrau lebt er getrennt. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Obwohl die zehnjährige Kira ab und an bereits Wikipedia nutzt, setzt der Vater auf traditionelle Bildung: „Wer sagt "Du musst heutzutage nichts mehr wissen, Du musst nur wissen, wo du es nachschlägst", hat meiner Meinung nach etwas missverstanden.“

Und auch Wales selbst greift in Zeiten von Kindle und iPad gerne noch zu Büchern. „Bücher sind eine tolle Sache. Sie sind günstig und die Batterie geht niemals aus.“

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