Viel Leistung, wenig Talent: Smartphone-Trends aus Barcelona

Barcelona (dpa/tmn) - Die meisten Smartphone-Nutzer wünschen sich vor allem einfach mehr Akkulaufzeit. Drei Viertel der Befragten einer aktuellen Bitkom-Studie wollen ihr Smartphone seltener ans Ladegerät hängen.

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Auf Platz zwei und drei der Wunschliste: mehr Speicherplatz und eine bessere Kamera.

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Was die Akkulaufzeit angeht, enttäuschen die meisten Hersteller mit ihren Neuheiten auf dem Mobile World Congress in Barcelona (bis 25. Februar). „Es ist besser geworden, aber noch längst nicht so, wie Verbraucher sich das wünschen“, urteilt Timm Lutter, beim IT-Branchenverband Bitkom zuständig für Unterhaltungselektronik.

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Stromsparmodi oder Schnellladefunktionen bieten mittlerweile zwar fast alle Geräte. Doch die meisten der leistungsstarken und stromhungrigen Smartphones müssen trotzdem mindestens jeden zweiten Tag an die Steckdose. Bei den großen Herstellern eröffnet zumindest LG mit seinem neuen G5 den Nutzern einen Ausweg: Ist der Akku leer, kann er zumindest schnell gegen einen vollen ausgetauscht werden.

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Beim Speicher sieht die Sache anders aus. Waren früher noch 8 Gigabyte (GB) bei günstigeren Modellen Standard, sind es mittlerweile häufig 16, die Mittelklasse bewegt sich auf 32 GB zu. Archos packt in sein Diamond 2 Plus gleich 64 GB - reichlich Platz für Fotos und Videos. Weiteren Speicherplatz gibt es bei ZTE, Huawei, Alcatel, Sony, Haier und Co per SD-Karte.

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Auch Samsung hat nach dem für seinen begrenzten Speicherplatz viel kritisierten Galaxy S6 auf die Kunden gehört und im Nachfolger wieder einen Steckplatz für Zusatzspeicher eingebaut. „Jetzt können die Leute selbst entscheiden, wie viel Speicher sie wollen“, sagt Produktmanager Patrick Pfaff. Das Galaxy S7 und S7 Edge gibt es entsprechend nur noch mit 32 GB Speicher. Kosten: rund 700 Euro für das S7, etwa 800 für das S7 Edge.

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Große Fortschritte gibt es bei den Kameras. Selbst die Mittelklasse schießt mittlerweile Bilder, die sich hinter Kompaktkameras nicht mehr verstecken müssen. Und die Smartphone-Oberklasse rüstet weiter auf: Sony schickt mit dem Xperia X (ab Ende Mai für rund 600 Euro) ein neues Spitzenmodell mit 23 Megapixeln (MP) ins Rennen, sogar die meist nur für Selbstporträts genutzte Frontkamera löst mit 13 MP höher auf als die Hauptkamera vieler Konkurrenten.

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Auch Samsung hat bei der Kamera der neuen Galaxys aufgerüstet. Die Sensorauflösung beträgt zwar nur noch 12 Megapixel, dafür sind die einzelnen Pixel größer und damit lichtempfindlicher geworden. Auch die Blende lässt mit maximal f/1,7 noch mehr Licht auf den Sensor als beim Vorgänger. Interessant auch das Konzept beim neuen LG G5: Es hat gleich zwei Kameras - ein 16-MP- und ein 8-MP-Modell mit 135 Grad Weitwinkel zwischen denen je nach Aufnahmesituation umgeschaltet wird.

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Mit Blick auf die vielen leistungsstarken Android-Smartphones zeigt sich aber auch eins: Kaum ein Gerät sticht noch aus der Masse heraus. Einstmals teure Funktionen wie Fingerabdrucksensoren oder gute Kameras haben mittlerweile viele Geräte an Bord. Ausgefalleneres wie gebogene Displays oder eine zweite Anzeige auf der Rückseite sind auch Mangelware - das aber wohl auch mangels Verbraucherinteresse. Nur rund jeder Zehnte hat laut Bitkom-Studie Lust auf Design-Experimente wie biegsame oder gebogene Displays.

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Trotzdem gibt es interessante Ausnahmen, etwa das S60 von Cat Phones. Es kombiniert ein gut ausgestattetes Android-Gerät in einer wasser- und stoßfesten Außenhülle mit einer Wärmebildkamera. Beim Hersteller verspricht man sich für das rund 650 Euro teure Gerät vor allem im Profibereich gute Chancen. Handwerker könnten damit nach Kältebrücken oder defekten Stromleitungen suchen, Energieberater Thermobilder von Häusern machen. Doch es geht auch verbrauchernäher. „Sie können damit auch prüfen, ob Ihr Grillgut die richtige Temperatur hat“, erklärt Stefan Ehgartner am Stand von Cat Phones.

Eines der wenigen Windows-Geräte zeigt Akyumen mit einem Phablet namens Holofone an seinem Stand. Als besonderes Feature steckt in einem Buckel an der Rückseite ein mobiler Projektor. Bis zu zwei Stunden lang kann er mit einer Akkuladung den Bildschirminhalt des Telefons in HD-Qualität projizieren. Unternehmenschef Aasim Saied sieht Bildungseinrichtungen, Filmfans und mobile Spieler als Kunden für seine Produkte. Rund 650 Euro dürfte das Holofone nach dem Verkaufsstart im Sommer kosten. Ein Smartphone namens Hawk mit der gleichen Projektortechnik soll zur Elektronikmesse Cebit in Hannover vorgestellt werden, ebenso ein Falcon genanntes Tablet.

Interessant ist auch das modulare Konzept, das LG mit seinem neuen Spitzenmodell G5 ausprobiert, und zu dem auch der austauschbare Akku gehört - bei einem Oberklassegerät im Metallgehäuse inzwischen eine Seltenheit. An der Unterseite des G5 lassen sich Zusatzmodule anstecken. Ein Cam Plus genanntes Modul bringt etwa zusätzliche Fotofunktionen, Bedienelemente und mehr Akkukapazität. Das Modul Hifi Plus erweitert das Telefon um einen Soundprozessor für HD-Audio.

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