Verfassungsschutz: Vorsicht bei Reisen nach China

Berlin (dpa) - Wegen zunehmender Spionagegefahr hat der Verfassungsschutz Manager eindringlich zur Vorsicht bei Reisen nach China geraten.

Der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Alexander Eisvogel, sagte der „Wirtschaftswoche“, auf Auslandsreisen sollten nur noch „ein nackter Reiselaptop und ein nacktes Reisehandy“ ohne gespeicherte Dateien mitgenommen werden. Vor Reiseantritt sollten alle sensiblen Daten von Laptop und internetfähigen Handys gelöscht werden. „Die Empfehlung gilt insbesondere für Risikoländer wie China und Russland.“

Weil die Geheimdienste dort E-Mails mitlesen und Telefonate mithören, sollten solche Formen der Kommunikation möglichst vermieden werden, sagte Eisvogel. Das BfV sei sich bewusst, dass dies sehr weitreichende Ratschläge seien. Wer aber sichergehen wolle, dass sensible Daten nicht in fremde Hände fielen, sollte den Rat befolgen.

Viele Topmanager und Führungskräfte gingen trotz aller Warnungen zu sorglos mit Laptops und internetfähigen Smartphones um. China-Reisende aber berichteten, dass sie unter einem Vorwand aus der Konferenz oder dem Hotelzimmer gerufen werden und bei ihrer Rückkehr feststellten, dass der zurückgelassene Laptop ausgespäht wurde.

Die Warnungen sind nicht neu: Der Präsident des Bundesamtes, Heinz Fromm, hatte im vergangenen Sommer die deutschen Unternehmen vor Wirtschaftsspionage gewarnt. Spionage sei eine permanente Bedrohung, vor allem in der mittelständischen Wirtschaft aber werde die Gefahr unterschätzt. Die Zahl der erkannten Angriffe auf deutsche Computersysteme sei seit 2005 deutlich gestiegen - vor allem aus Asien, besonders China.

Das Bundesinnenministerium hatte Ende Dezember berichtet, dass auch deutsche Regierungsstellen und Behörden immer stärker ins Visier ausländischer Cyber-Spione geraten, vor allem aus China. Die Bundesregierung wolle deshalb in diesem Jahr ein nationales Cyber- Abwehrzentrum schaffen, hatte Ministeriumssprecher Stefan Paris gesagt. Dort sollten unter anderem Spezialisten aus dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem Bundesamt für Verfassungsschutz zusammenarbeiten.

Den ausländischen Spionen gehe es darum, Wissen abzuziehen - und zwar aus der staatlichen Verwaltung und der Wirtschaft. Das Thema gewinne an Bedeutung, weil immer mehr Wissen elektronisch aufbewahrt und über elektronische Netze verschickt werde. Laut Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche gehen wissenschaftliche Studien davon aus, dass durch Wirtschaftsspionage in Deutschland jährlich ein Schaden von schätzungsweise 20 bis 50 Milliarden Euro entsteht. Wegen des hohen Dunkelfeldes sei der tatsächliche Schaden aber nicht eindeutig bezifferbar.

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