Suche nach Mädchen löst riesige Web-Welle aus

Der Hilferuf eines Vaters über Facebook legt Polizei-Computer lahm. 15-Jährige ist schon mehrfach ausgerissen.

Morsbach. Die 15-jährige Kim aus Morsbach im Oberbergischen ist nicht zum ersten Mal von zu Hause ausgerissen. Doch mit ihrer jüngsten Flucht zusammen mit einer 14-jährigen Freundin hat sie im Internet für Aufruhr gesorgt.

Ihr besorgter Vater hatte beim sozialen Netzwerk Facebook eine Vermissten-Anzeige mit einem Bild seiner Tochter veröffentlicht — und so eine riesige Web-Welle ausgelöst. Facebook-Nutzer klickten die Seite an, gaben sie weiter, hinterließen Kommentare — einige gründeten sogar einen Such-Trupp. Mit ihren Anfragen legten sie die Polizei-Computer lahm.

Kim ist seit vergangenen Freitag verschwunden. Sie kehrte vom Besuch bei ihrer Oma in Aachen nicht heim. Die Internet-Gemeinde nahm den Hilferuf des Vaters, sensibilisiert von Fällen wie „Mirco“, sehr ernst.

Doch zunehmend geriet die Diskussion über den Vermisstenfall mit mehr als 4.000 Kommentaren außer Kontrolle. Es gab Beschimpfungen, ein Video mit der Adresse der Eltern und sogar ein gefälschtes Profil von Kim, wo auf teils geschmacklose Seiten verwiesen wird.

Der Vater hat inzwischen die Reißleine gezogen, das Bild seiner Tochter aus dem Internet entfernt und seine Pinnwand unsichtbar gemacht. Doch das Internet vergisst nichts: Das Foto der Schülerin und die Suchmeldung kursieren inzwischen auf zig anderen Internetseiten.

Ziemlich genervt ist auch die Polizei im Oberbergischen Kreis, die tagelang mit Anrufen und E-Mails überschüttet wurde. Ihre Internetseite hielt dem Ansturm von Hilfswilligen nicht mehr stand. Per Pressemitteilung kam die Aufforderung: „Nicht mehr anrufen!“ Das Mädchen sei schon öfter von zu Hause ausgerissen — jedes Mal mit der gleichen Freundin. Deshalb geht die Polizei nicht von einem Verbrechen aus. „Eine Suchaktion ist zunächst nicht geplant“, sagte die Sprecherin. Ermittelt werde aber natürlich weiter.

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