Streit bei Premiere des Mauerschützen-Spiels

Karlsruhe (dpa) - Die Premiere des umstrittenen Computerspiels „1378 km“ hat am Freitagabend in Karlsruhe zu heftigen Diskussionen geführt.

Der 23 Jahre alte Student und Entwickler Jens Stober warf bei der Präsentation in der Hochschule für Gestaltung (HfG) den Medien eine Kampagne gegen sein Spiel vor. Darin können Spieler sowohl in die Rolle von Republikflüchtigen der DDR als auch von Grenzsoldaten schlüpfen, die auf die Fliehenden schießen.

Kritiker warfen dem jungen Erfinder erneut vor, bei ehemaligen DDR-Flüchtlingen traumatische Erfahrungen zu wecken. Das interaktive 3-D-Spiel soll am Freitagabend ab 23.00 Uhr kostenlos zum Download zur Verfügung stehen.

Das Spiel ist eine Ergänzung des bereits existierenden Ego- Shooters „Half Life II“ und thematisiert die Situation an der knapp 1400 Kilometer langen DDR-Mauer im Jahr 1976. Maximal 16 Spieler können sich beteiligen und für die Perspektive des Flüchtlings oder des Grenzsoldaten entscheiden. Dabei darf auch geschossen werden. Allerdings droht den Grenzsoldaten ein Prozess, wenn sie zu häufig zur Waffe greifen.

Die Kritiker erregten sich darüber, dass in dem Spiel auf Menschen angelegt wird. Immerhin seien an der innerdeutschen Grenze mehr als 600 Menschen getötet worden. Ein Shooter-Spiel sei die falsche Form der Vermittlung für dieses unmenschliche Kapitel der Geschichte. Die Befürworter blieben dagegen bei ihrer Meinung, dass sie auf diese Weise jungen Menschen die damaligen Geschehnisse nahebringen könnten. Das Spiel vermittle zudem die Moral, dass Grenzsoldaten, die zu oft schießen, nicht gewinnen können.

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