Storify-Gründer Herman : „Journalismus ist mehr als Worte auf Papier“

Hamburg (dpa) - Medienmarken sollten digitale Technologien und Veränderungen entschieden verfolgen, ist der Gründer der Online-Plattform Storify, Burt Herman, überzeugt.

Storify-Gründer Herman : „Journalismus ist mehr als Worte auf Papier“
Foto: dpa

Es stünden weitreichende Veränderungen an: „Nur weil es Medienmarken schon lange gibt, heißt das nicht, dass sie bleiben werden“, sagte Herman am Donnerstag auf der Medienkonferenz Scoopcamp in Hamburg.

„Zeitungen mögen sterben, aber wir dürfen nicht den Journalismus sterben lassen. Journalismus ist mehr als Worte auf Papier, Fotos oder Videos: Es geht um eine Moral. Journalismus lässt sich nicht kaufen, ohne ihn würden Demokratien nicht funktionieren.“

Der 41-jährige Amerikaner rief dazu auf, neue Technologien zu nutzen, ohne die journalistischen Werte aufzugeben. Mit dem Online-Dienst Storify, den Herman 2010 mitgründete, könnten Beiträge aus sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter von Redaktionen gesammelt und kommentiert werden. So entstehen Erzählungen mit Augenzeugenberichten von Lesern oder Online-Kommentaren.

Herman, der lange als Korrespondent für die Nachrichtenagentur AP arbeitete, wurde mit dem erstmals vergebenen Scoop Award geehrt. „Herman verkörpert die neue und spannende Verbindung von Journalismus und Geschäft“, sagte der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur, Sven Gösmann, in der Laudatio.

Ken Schwencke von der „New York Times“ appellierte daran, angesichts einer zunehmenden Automatisierung der Nachrichtenproduktion nicht in Panik zu verfallen. „Die Automatisierung ist dein Freund“, sagte er vor rund 260 Experten der Medienbranche.

„Einige Dinge können Computer besser als Menschen.“ Algorithmen, die Meldungen automatisiert verfassen oder Datenbanken grafisch darstellen, sollten Journalisten nicht ersetzen, sondern sie unterstützen. Das ermögliche den Redaktionen die Chance, tiefergehende Geschichten zu schreiben.

Der amerikanische Medienunternehmer Jigar Mehta argumentierte, dass neben Reportern, auch Programmierer, Designer oder Projektmanager als Journalisten gebraucht würden. „Was wir brauchen, sind dynamische Teams.“ Auch Leser sollten stärker in die Produktion eingebunden werden. Wer seine Nutzer dazu aufrufe, eigene Beiträge zu erstellen, könne neue Geschichten entdecken.

Die Deutsche Presse-Agentur und nextMedia.Hamburg, eine Initiative zur Förderung der Medien- und Digitalwirtschaft, organisierten die Scoopcamp-Konferenz zum sechsten Mal.

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