Katze im Sack: Das Geschäft mit Spiele-Vorbestellungen

Köln/Paderborn (dpa/tmn) - Viele Computer- und Videospiele werden schon verkauft, bevor sie überhaupt im Laden stehen. Wer die kommenden Blockbuster vorbestellt, bekommt dafür Extras wie neue Level oder bessere Ausrüstung.

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Abzocke oder ein gutes Angebot?

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„Jetzt vorbestellen!“ - Auf der Gamescom in Köln (13. bis 17. August) wird diese Aufforderung auf unzähligen Plakaten und am Ende vieler Spiele-Trailer stehen. Teilweise sollen die Kunden schon Monate vor Erscheinen eines Titels Geldbeutel oder Kreditkarte zücken. Als Belohnung gibt es Extras, etwa bessere Ausrüstung oder zusätzliche Level im Spiel.

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Welche absurden Ausmaße das annehmen kann, zeigt zum Beispiel das Ende Mai erschienene Hacker-Actionspiel „Watch Dogs“: Hier bot der Hersteller Ubisoft so viele Vorbesteller-Boni und Sonderausgaben an, dass selbst eingefleischte Fans sie nur mit Hilfe einer Tabelle noch auseinanderhalten konnten.

„Vorbestellungen sind ein guter Indikator, ob ein Spiel wirklich erfolgreich wird“, erklärt Jörg Müller-Lietkow, Professor für Medienorganisation und -systeme an der Universität Paderborn. Unter anderem können die Hersteller so das Marketingbudget besser kalkulieren.

Die Palette an Zusatzinhalten reicht von kosmetischen Änderungen wie Kostümen für die Spielfigur über neue Waffen bis zu zusätzlichen Missionen. „Das Versprechen, etwas exklusiv zu bekommen, zieht einfach“, sagt Müller-Lietkow. Ähnlich sieht das auch Heiko Klinge, Chefredakteur bei der Spielezeitschrift „Gamepro“: „Gelegenheitsspielern kann das eigentlich egal sein“, sagt er. Viele Spiele seien auch ohne Zusatzinhalte so umfangreich, dass man für sein Geld jede Menge Spielinhalte bekomme.

Vor dem Kauf müssen sich Fans intensiv informieren. Denn teilweise gibt es sogar je nach Händler, bei dem man ein Spiel kauft, unterschiedliche Zusatzinhalte. Noch komplizierter wird es, wenn man sich für Limited oder Special Editions interessiert. Die kosten mehr als das reguläre Spiel, dafür gibt es neben digitalen Boni aber auch physikalische Beigaben wie T-Shirts oder den Soundtrack auf CD.

Für Fans kann sich die Anschaffung solcher Pakete lohnen, sagt Klinge - allerdings nicht immer. „Da gibt es große Qualitätsunterschiede“, warnt der Redakteur. Manchmal gibt es für Preise um 100 Euro Billigware, andere Hersteller bieten hochwertige Beigaben. Einige Sonderausgaben werden in so begrenzter Stückzahl produziert, dass sie sich Jahre später teuer an Sammler weiterverkaufen lassen - allerdings nur ungeöffnet.

Limitiert oder nicht: Ein Problem der Vorbestellung ist, dass der Kunde die sprichwörtliche Katze im Sack kauft. Das gilt nicht nur für die Qualität der Zusatzinhalte und Beigaben, sondern auch für das Spiel an sich. Denn Testberichte in der Fachpresse werden heutzutage meistens erst am Erscheinungstag oder kurz vorher veröffentlicht.

Erweist sich ein groß angekündigtes Spiel dann als Flop, kommt der Kunde möglicherweise nicht mehr aus seiner Vorbestellung raus - zumindest im stationären Handel. „Da kann es sein, dass mit der Vorbestellung ein Vertrag zustande kommt“, sagt Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Beim Onlinekauf gilt dagegen das Widerrufsrecht. Bei Software, darunter auch Spiele, erlischt es allerdings, wenn das Siegel an der Hülle gebrochen wird.

Ob man im Laden das Geld im Zweifelsfall wiederbekommt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich, sagt Gollner: „Ich würde mir da die Vertragsbedingungen genau anschauen.“ Einerseits könne es passieren, dass der Verbraucher mit der Vorbestellung schon zur Abnahme der Ware verpflichtet ist - andererseits kann der Händler dem Kunden auch ein Rücktrittsrecht einräumen.

Vorbestellungen können aber neben den zweifelhaften Boni auch echte Vorteile haben: „Ich habe damit die Garantie, dass ich das Spiel am Erscheinungstag bekomme, auch wenn es ausverkauft ist“, sagt Gollner.

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