Eule statt Granate: Mit „Far Cry Primal“ in die Steinzeit

Berlin (dpa/tmn) - Es gibt kaum eine historische Epoche, die Videospiele nicht schon erkundet hätten. Für „Far Cry Primal“ hat Ubisoft aber weitestgehend unentdecktes Neuland gefunden: Diesmal dient das Zentraleuropa der Steinzeit als Kulisse.

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Oft ist das Spiel den Vorgängern aber zu ähnlich.

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Das beginnt schon bei der Geschichte: Protagonist Takkar ist zu Beginn des Spiels noch mit seiner Sippe unterwegs. Doch dann geht etwas furchtbar schief, und plötzlich ist der Jäger ganz auf sich gestellt. Kurze Zeit später begegnet er neuen Verbündeten, die jedoch ihrerseits ums Überleben kämpfen: Der blutrünstige Ull führt mit einer Bande böser Krieger einen brutalen Krieg gegen die friedlichen Wenja. Zum Glück entdeckt Takkar, dass er ganz besondere Fähigkeiten besitzt - und hat so eine faire Chance im Kampf gegen Ull.

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Klingt bekannt? Kein Wunder: Aus ähnlichen Versatzstücken ist auch die Handlung von „Far Cry 3“ und „Far Cry 4“ zusammengebaut. Und wie die Story ist auch das Gameplay eine Ansammlung von Dé­jà-vu-Momenten: Takkar sammelt Pflanzen und andere Rohstoffe, um daraus Nahrung und Medizin zu machen. Seine menschlichen Feinde greift er am liebsten schleichend an. Und weil „Far Cry Primal“ von Ubisoft stammt, gibt es nebenbei natürlich viel zu sammeln.

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Durch das ungewohnte Szenario fühlt sich das Spiel aber trotzdem überraschend frisch an. Pistolen und Gewehre hat Takkar zum Beispiel keine - sein Waffenarsenal besteht vor allem aus Keulen, Speeren und Bögen. Langweilig wird das nicht, vor allem weil Takkar als sogenannter Bestienmeister auf die Unterstützung verschiedener Tiere zählen kann. Einmal gezähmt, kann er zum Beispiel Wölfe, Bären oder Leoparden auf die Gegner hetzen. Und für Erkundungsflüge greift er sogar auf die Dienste einer Eule zurück.

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Allerdings spielt gleichzeitig auch der Kampf gegen Tiere eine große Rolle, mehr noch als in den Vorgängern: Von der gefährlichen Raubkatze bis zum niedlichen Äffchen muss Takkar im Lauf des Spiels viele Kreaturen töten - manche aus Notwehr, andere um aus ihrem Fell wichtige Updates zu basteln. Wegen der realistischen Grafik- und Soundeffekte wirkt das gerade bei harmlosen Pflanzenfressern ziemlich geschmacklos. Ein Spiel für Tierfreunde ist „Far Cry Primal“ daher nicht, Bestienmeister hin oder her.

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Schön ist dagegen, wie ernst die Entwickler in Montreal ihr Szenario genommen haben: Takkar und seine Gefährten sprechen zum Beispiel weder Deutsch noch Englisch. Stattdessen erklingt im Spiel eine Sprache namens Proto-Indogermannisch - also das, was nach Meinung von Sprachforschern vor rund 10 000 Jahren in Zentraleuropa tatsächlich gesprochen wurde. Untertitel gibt es aber natürlich.

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Deutlich wichtiger als in anderen „Far Cry“-Spielen ist in „Primal“ das Thema Überlebenskampf. Ganz so gnadenlos wie in populären Survival-Titeln wie „DayZ“ geht es hier zwar nicht zu. Neue Munition kann Takkar aber zum Beispiel nicht einfach kaufen oder einsammeln, stattdessen wird gebastelt. Für einen Ausflug ins Hochgebirge braucht Takkar dicke Winterkleidung, um nicht zu erfrieren. Und wenn er nachts keine Fackel dabei hat, wird er schnell zur Beute gefräßiger Raubtiere.

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Die Technik sorgt dabei dafür, dass es immer etwas zu staunen gibt: Die Wälder, Täler, Sümpfe und Gletscher der virtuellen Steinzeit bieten spektakuläre, farbenprächtige Panoramen, beeindruckend sind auch die animierten Gesichter von Takkars Freunden und Feinden. Nicht ganz so schön sind dagegen andere Animationen: Gerade wenn mehrere Charaktere und Tiere in einem Camp mit- und gegeneinander kämpfen, entsteht schnell ein etwas unansehnliches Grafikchaos.

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Wer der „Far Cry“-Reihe noch nicht überdrüssig ist, wird auch mit „Primal“ viel Spaß haben. Und selbst wer mit der Serie bisher nichts anfangen konnte, darf zumindest einen Blick riskieren: Dafür hat das Spiel trotz des bekannten Grundgerüsts genug frische Ideen. Einen Multiplayer-Modus gibt es diesmal nicht, mit Ausnahme seiner tierischen Begleiter ist Takkar überzeugter Einzelkämpfer. „Far Cry Primal“ ist ab 16 Jahren freigegeben, kostet rund 70 Euro.

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