SAP soll für Oracle-Datenklau noch härter büßen

Oakland/Walldorf (dpa) - Der Softwarekonzern SAP wird für den Klau von Daten beim US-Erzrivalen Oracle gleich mehrfach zur Kasse gebeten.

Zu dem bereits von einer Jury zugesprochenen Schadenersatz von 1,3 Milliarden Dollar (rd 1 Mrd Euro) kommen nun noch Zinsen, wie ein Gericht im kalifornischen Oakland entschieden hat. Die zuständige Richterin Phyllis Hamilton kam damit am Dienstag (Ortszeit) einem Antrag von Oracle nach.

Der US-Softwarekonzern dürfte über die Entscheidung dennoch wenig begeistert sein, denn die Richterin verwarf gleichzeitig die Forderung von Oracle, nach der SAP knapp 212 Millionen Dollar hätte zahlen sollen. Die Deutschen selbst beziffern die fälligen Zinsen nun auf 16,5 Millionen Dollar. Dabei legte SAP nach eigenen Angaben die Rechenmethode von Richterin Hamilton zugrunde.

„Wir begrüßen die Entscheidung der Richterin“, sagte ein SAP- Sprecher am Mittwoch. „Grundsätzlich sind wir aber weiterhin der Ansicht, dass Oracle nur Schadenersatz zusteht, aber keine Zinsen.“ Oracle war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Der Anlass des Streits liegt schon Jahre zurück: SAP war mit der Übernahme der Software-Wartungsfirma TomorrowNow 2005 in den Schlamassel geraten. Mitarbeiter von TomorrowNow hatten im großem Stil unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. Oracle klagte 2007 mit dem Vorwurf des Datendiebstahls und bekam Ende November vor einem Geschworenengericht Recht.

Das Urteil ist allerdings noch nicht endgültig. Die Richterin muss den Spruch der Jury noch billigen. Damit ist Mitte Januar zu rechnen. „Wir müssen dann überlegen, ob das Urteil für uns tragbar ist“, sagte der SAP-Sprecher. Wenn sich SAP entscheidet, in die Revision zu gehen, wird das Verfahren vor einem anderen Gericht neu aufgerollt. Auch Oracle könnte das Urteil anfechten. Der US-Konzern hatte einen höheren Schadenersatz gefordert.

Oracle bekommt allerdings noch weiteres Geld aus Deutschland: SAP hatte als Zeichen des guten Willens sich im Vorfeld bereiterklärt, Oracles Anwaltskosten in Höhe von 120 Millionen Dollar zu übernehmen. SAP hatte die Verfehlungen im Kern eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Die Schadenssumme bezifferten die Walldorfer aber auf lediglich rund 40 Millionen Dollar; entsprechend niedrig fielen auch die getroffenen Rückstellungen aus.

SAP ist der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit steuern Firmen ihre Geschäftsprozesse, etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle-Chef Larry Ellison gab in den vergangenen Jahren dutzende Milliarden Dollar für Zukäufe aus, um aufzuholen. Oracle ist die Nummer eins bei Datenbanken.

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